Rezension

Meine Liebeserklärung an Kvothe

Der Name des Windes - Patrick Rothfuss

Der Name des Windes
von Patrick Rothfuss

Vorwort
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An dieser Stelle möchte ich euch mein absolutes Lieblingsbuch vorstellen. In meinem gesamten Leben habe ich nichts gelesen, was mich auch nur annähernd vergleichbar verzaubern konnte. (Man halte sich vor Augen, das war bereits vor vier Jahren)

Nun ist endlich die Fortsetzung erschienen, die Furcht des Weisen 1 + 2 liegen beide hier vor mir. Ursprünglich wollte ich nur ein paar Kapitel des 1. Teils lesen um meine Erinnerung aufzufrischen - falsch gedacht! Und wieder war ich im Sog gefangen, genauso wie im Jahre 2008...

Inhalt
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Der Name des Windes ist nicht irgendein Fantasybuch. Es ist die Chronik einer Legende, von Kvothe dem größten Magier seiner Zeit. Doch wir lernen ihn überraschend anders kennen, als einen Mann dessen beste Jahre vorüber sind, der sich im hintersten Winkel des Landes verkrochen hat und darauf wartet zu sterben.

In einer dreitägigen Sitzung mit dem Chronisten enthüllt er seine Lebensgeschichte. Der Name des Windes ist davon der erste Tag. Ein Tag, der ein halbes Leben erzählt, beginnend von einer unbeschwerten Kindheit bis zu jenem verhängnisvollen Ereignis, das Kvothes gesamtes Leben veränderte. 

Von da an hat Kvothe nur noch ein Ziel, herausfinden was es mit den sagenumwobenen Chandrian auf sich hat und weshalb seine Eltern "die falschen Lieder gesungen" haben.

Mein Eindruck
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Der Zauber beginnt bereits mit der wunderschönen Sprache. In diesem Fall ist die deutsche Übersetzung sehr gelungen, es gibt kaum eine Stelle an der es irgendwo "hakt". Hier wieder zwei ausgewählte Beispiele:

The Name of the Wind, Seite 346 f.

"And there was Ambrose. To deem us simply enemies is to lose the true flavor of our relationship. It was more like the two of us entered into a business partnership in order to more efficiently pursue our mutual interest of hating each other."

Deutsche Übersetzung, Seite 1

"Und dann war da Ambrose. Uns einfach als Feinde zu bezeichnen, würde dem wahren Charakter unseres Verhältnisses nicht gerecht. Es war eher so, dass wir Geschäftspartner geworden waren, und unser Geschäft bestand darin, einander bis aufs Blut zu hassen.

Und:
The Name of the Wind, Seite 422 f. 

"That is what happend when [she] smiled at me. (...) I felt like the ice itself, suddenly shattered, with cracks spiraling out from where she had touched my chest. The only reason I held together was because my thousand pieces were all leaning together. If I moved, I feared I would fall apart."

 Der Name des Windes, Seite 502

"Das geschah, als [sie] mich anlächelte. (...) Ich fühlte mich wie das Eis selbst, mit einem Mal von Rissen durchzogen, die von einer Stelle auf meiner Brust ausgingen, an der sie mich berührt hatte. Das einzige, was mich noch zusammen hielt, war der Umstand, dass Abertausende Einzelstücke einander stützten. Wenn ich mich bewegt hätte, wäre ich in tausend Teile zersprungen.

Für mich ausschlaggebend ist die wundervolle Erzählweise. Zunächst beginnt die Geschichte im Wirtshaus zum Wegstein, dem Ort an den sich Kvothe mit seinem Lehrling Bast zurückgezogen hat. Danach ist das Buch als Geschichte in der Geschichte aufgebaut. 
Einmal das hier und jetzt, als Kvothe dem Chronisten seine Lebensgeschichte erzählt. Geschrieben im Präsens und in der dritten Person. Dann die von ihm geschilderte Geschichte, erzählt im Präteritum, in der ersten Person. Es fühlt sich so an als würde Kvothe einem selbst sein Leben erzählen und ich war als Leser hautnah dabei!
Kvothes Reise ist eine Reise durch eine Palette aller Gefühle. Man erlebt eine schöne Kindheit unter dem Zigeunervolk der Ruh. Danach den Verlust, die Trauer und die Wut. Aber irgendwie muss das Leben weitergehen und so schlägt sich Kvothe in Armut durchs Leben. Das absolute Highlight des Buches ist Kvothes Aufnahmeprüfung an der Universität des Arkanums und seine darauf folgende Lehrzeit. Klar diese Art von Internatssystem erinnert ein klein wenig an Harry Potter, aber es ist so viel erwachsener!

Herausragend ist Kvothes Begabung und Verhältnis zur Musik. Ich selbst bin nicht allzu Musik begeistert, aber es gibt eine Stelle im Buch bei der Kvothe vor großen Publikum auf seiner Laute spielt. Der Wahnsinn! Es ist als würde man im Publikum sitzen, der Musik und dem Gesang lauschen und ebenso mitfiebern. So ein Kribbeln an Lesefreude habe ich noch nie zuvor erlebt!
Patrick Rothfuss hat nicht nur ein komplettes Imperium geschaffen (mit schönen Illustrationen am Einband) sondern auch ein eigenes Zeitsystem und eine eigene Währung eingeführt. Die komplette Welt ist von vorne bis hinten ins Detail durchdacht, es ist ein Genuss! Zu Beginn braucht man einige Kapitel um sich einzulesen und man könnte meinen man würde mit Informationen überflutet werden. Aber nein, der Autor portioniert die Infos in kleine Häppchen. Genug um die Neugier zu stillen aber auch nicht zu viel um den Leser nicht zu überfordern.

Ich könnte noch stundenlang über das Buch erzählen, aber mir bleibt nur eines, nämlich all diejenigen zu sagen, die es noch nicht kennen: Lest es! An all diejenigen die es bereits kennen: Lest es noch mal! Lasst euch verzaubern, lasst euch in eine völlig andere Welt entführen, lebt und fühlt mit Kvothe!

Fazit
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Der Name des Windes ist eine Reise in fantastische Gefilde, die für mich unvergesslich bleibt. Nach einigen Kapiteln des Einlesens, beginnt der Erzählsog zu wirken und hat mich bis zur letzten Seite gefangen gehalten. Drei Worte: Ich liebe es.
Vier Jahre musste ich auf die Fortsetzung warten, die ich nun in aller Ruhe genießen werde. Denn vor allem eines habe ich als Fan von Patrick Rothfuss gelernt, nämlich die Geduld zu warten.

5,0 Sterne!