Rezension

Meine sehr hohen Erwartungen wurden nicht erfüllt

Der Verrat - Ellen Sandberg

Der Verrat
von Ellen Sandberg

Bewertet mit 3 Sternen

Drei Schwestern, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten. Pia, die rationale, berechnende, die ihr Leben im Griff hat. Birgit, die harmoniesüchtige Schwester, die immer vermitteln muss und zwischen den beiden anderen steht. Und Nane, die emotionale, sprunghafte Schwester, die Mörderin…

Nachdem ich vor etwa einem Jahr „Die Vergessenen“ von Ellen Sandberg gelesen habe, konnte ich es kaum erwarten, dass „Der Verrat“ erscheint. Denn „Die Vergessenen“ gehört zu meinen Top 3 Büchern des Jahres 2018. Und vielleicht ist genau das auch mein Problem, das ich mit dem neuen Buch von Ellen Sandberg habe – meine übertrieben hohen Erwartungen an das Buch. Vielleicht konnte die Schriftstellerin an diesen Klippen nur Scheitern.

Beim Lesen ist mir schnell klar geworden, dass es in dieser Geschichte keine Identifikationsfigur gibt, ja nicht einmal eine Person, mit der ich mich „verbrüdern“ oder die ich mögen kann. Und zwar bei beiden Familien, die hier die Hauptrollen spielen nicht. Und bei den Schwestern schon gar nicht. Birgit ist dafür zu blass geblieben, sie ist für die Geschichte zu unwichtig. Nane hat mein volles Mitgefühl, aber ihre Handlungen sind eindeutig zu impulsiv und irrational, um nicht von ihr Abstand nehmen zu wollen. Und Pia ist für mich die unsympathischste Schwester. Therapeutische Hilfe benötigen alle drei – die gesamte Familie und im Grunde sogar die ganze Geschichte habe ich als verkorkst empfunden. Lesegenuss ist bei mir nicht aufgekommen.

Dabei habe ich schon wahrgenommen, dass Ellen Sandberg eine sehr gute Schriftstellerin ist. Der Schreibstil selbst war toll und mitreißend – nur der Inhalt war mir fast zuwider. Hätte ich das Buch nicht bereits jemand anderem versprochen gehabt, hätte ich es erst einmal zur Seite gelegt und es nicht direkt zu Ende gelesen.