Rezension

Meine Tränen haben mich überzeugt

Tanz auf Glas - Ka Hancock

Tanz auf Glas
von Ka Hancock

Eine Ehe ist immer ein Tanz, mal kompliziert, mal leidenschaftlich, mal entspannt, doch Mickey und Lucy tanzen auf zerbrochenem Glas. Ihre Liebe wird permanent von zwei Seiten bedroht, denn Mickey ist bipolar gestört und in Lucy schlummert der Krebs.

Vorweg sei gesagt, dass ich keine begeisterte Leserin klassischer Liebesgeschichten bin. Dass ich "Tanz auf Glas" überhaupt begonnen habe, lag nur daran, dass ich die bipolare Störung der männlichen Hauptfigur sehr interessant fand. Er ist gefangen zwischen depressiven und manischen Phasen, die er nur durch Tabletten im Gleichgewicht hält und die er niemals gänzlich in den Griff bekommen kann. Wenn er in die Manie abrutscht, erkennt er seine Umgebung nicht wieder, stürzt sich in die Arbeit und schläft nicht mehr.

Als Lucy sich in ihn verliebt, kann er zuerst nicht akzeptieren, diese Liebe verdient zu haben, doch sie wagen den Versuch. Erfolgreich.

Die Geschichte wird auf zwei Ebenen erzählt. In der Gegenwart sind Lucy und Mickey seit elf Jahren verheiratet, rückblickend berichtet Lucy von den Anfängen ihrer Beziehung und den Schwierigkeiten. Wie sie selbst an Brustkrebs erkrankte, an dem schon ihre Mutter starb und wie Mickey immer wieder abstürzte, sich wochenlang in der geschlossenen Psychatrie erholen musste und sich wieder stabiliserte.

Diese beiden Ebenen hat die Autorin gut miteinander verwoben. Als Leser verfolgt man Lucys gegenwärtiges Leben, bekommt aber immer wieder kurze Einschübe aus der Vergangenheit eingestreut, die nach und nach die gesamte Chronik der Ehe der beiden füllen. Als ein sehr unerwaretes Ereignis das Leben von Lucy und Mickey durcheinanderbringt, beginnt die tatsächliche Geschichte, die mehr als nur dramatisch ist.

Während des Lesens war ich sehr zwiegespalten: Das Buch ist leicht zu lesen, manchmal etwas zu leicht für meinen Geschmack. Außerdem ist es schlichtweg zu lang, 100 Seiten weniger, hätten es auch getan, obwohl das nicht bedeutet, dass die Geschichte langweilig wäre, es wiederholt sich nur einiges. Der Stoff ist wirklich pures Drama, soviel Schreckliches in einem Leben kann es kaum geben.

Überzeugt haben mich letztendlich meine Tränen. Sie kamen ungefähr auf Seite 450 (natürlich saß ich im Zug, als es passierte. Wo denn auch sonst?) und hörten bis zum Schluss nicht mehr auf. Zugegeben, es ist nicht besonders schwierig mich zum Weinen zu bringen, aber wenn eine Geschichte es schafft, ein derart starkes Gefühl bei ihren Lesern hervorzurufen, hat sie schon gewonnen. "Tanz auf Glas" wird bestimmt nicht mein Lieblingsbuch, trotzdem bin ich froh es gelesen zu haben.

Es ist ein absolutes Frauenbuch so viel ist sicher. Eben jenen würde ich "Tanz auf Glas" empfehlen. Solange ihr nichts dagegen habt, immer eine Packung Taschentücher bereit liegen zu haben. ;)