Rezension

meistens kommt es anders....

Rechne immer mit dem Schlimmsten - Petteri Nuottimäki

Rechne immer mit dem Schlimmsten
von Petteri Nuottimäki

Bewertet mit 3 Sternen

Alles kommt anders, immer! Das lernt der strenge Matti, als er mit Frau und Kindern von Finnland nach Schweden umsiedelt. Er verkauft nützliche Insekten zur Schädlingsbekämpfung und sieht seinen eigentlichen Lebensinhalt darin, den Nachwuchs auf das richtige, das harte Leben vorzubereiten. Die wollen jedoch lieber Billard spielen, Samthosen tragen und nichts tun. Der Zeitgeist der Siebziger Jahre macht ihm einen Strich durch die Rechnung. Aber eins der Kinder soll sein Lebenswerk erben, bevor er stirbt. Matti ersinnt eine List.“ So der Klappentext.
Erzählt wird also die Geschichte der finnischen Familie Aalto, die in Schweden ihr Glück versucht.
Matti der Familienvater ist ein etwas seltsamer Kauz, und so sehr ich die skurrilen Geschichten der Skandinavier, insbesondere der Finnen, liebe, mögen würde ich ihn nicht. Obwohl er selbst immer nur im Mittelfeld spielen will – der Eindruck nach außen ist ihm trotzdem sehr wichtig – treibt er seine Kinder zu Leistung und Erfolg an (und das nicht besonders erfolgreich). Die drei Kinder, Raimo, Elina und Antti, drei unterschiedliche Charaktere, jeder für sich liebenswert.
Beata, seine Frau, wirkt auf seine Eskapaden ziemlich unbeeindruckt, kommentiert oft nur lakonisch und schient recht farblos und beeinflusst das Geschehen nicht wesentlich, bis sie eines Tages das Heft in die Hand nimmt.
Der Erzähler, auch „der Verfasser“ genannt, ist allwissend, greift oft vor, springt in den Zeiten, verheddert sich in manch amüsanten Abschweifungen und lässt einiges im Ungewissen. 
Das Buch liest sich flott und amüsant – trotz der Fußzeilen. 
Das Stilmittel der Übertreibung wird fast überstrapaziert, manche Szenen sind herrlich absurd und slapstick-artig. Und das ist auch gut so, denn damit wird auch einiges an Missständen überspielt - Leistungsdruck, Erfolgszwang, Integration, Alkoholkonsum, (Klein)Kriminalität, Spiel- und Drogensucht – alles nur halb so wild.
Für die Lösung aller Probleme erscheint ein „deus ex machina“ mit Überraschungseffekt.
Wer den skandinavischen Humor schätzt ist mit diesem Buch bestens bedient. Es bietet gute Unterhaltung ohne große Nachhaltigkeit.

1) Eigentlich bin ich von Fußzeilen generell nicht so begeistert, weil ich finde, dass sie den Lesefluss oft stören, aber hier hält es sich gut in Grenzen.