Rezension

Meisterin der Spannung

Honigland -

Honigland
von Hanni Münzer

Familiensaga und Politthriller

Honigland von Hanni Münzer Bd. 1

Auftakt einer großen Familiensaga und ein vielschichtiger Krimi. Hanni Münzer ist Meisterin der Spannung. 
Daisy von Tessendorf eine Frau, die in Wohlstand und Geborgenheit geboren wurde und mit dem Rollenbild ihres Standes nicht zurechtkommt. Familie von Tessendorf bietet viel: interessante Charaktere, Reichtum, Unternehmertum und zahlreiche Verbindungen in die Politik und die Wirtschaft. Sofort werden wir in ein Bonding mit der jungen Frau gezogen, als sie nach einer jugendlichen Unbedarftheit die Verlobung von Hugo löst. Das wird sie nicht mehr loslassen. Mit Mitzi, der Küchenhilfe, verbindet sie eine enge Freundschaft und die Leser:innen verfolgen die Entwicklung der beiden ungleichen, starken Frauen mit angehaltenem Atem. Aber nicht nur Familiendramen spielen eine Rolle, auch Mord und Verbrechen sind ein Teil des Politgeschehens der Zeit und Daisys Familie kann nicht entkommen.
Besonders an dieser Geschichte ist, wie in die Anfänge der politischen Wende in den Nationalsozialismus gezoomt wird, mit Hindenburg als Greis, mit Hitler als aufstrebenden Politiker, mit Menschen, die dabei ein Sahnestück der Macht ergattern wollen und nicht vor Intrigen, Willkür und Gewalt zurückschrecken. Die Szenen mit Hitler und Daisy sind ergreifend und nachhallend. Dabei bleibt die Autorin immer dicht an den Protagonisten und nimmt uns mit: nach Berlin, auf das Gut Tessendorf und nicht zuletzt nach Paris. Die Erzählperspektive bleibt flexibel und erlaubt Einsichten in die Erzählstränge und Gedanken, die uns atemlos weiterlesen lassen. Überraschungen tauchen auf, in Form von Personen, die unterschätzt wurden, vertrackten Situationen und fatalen Beziehungen. Was für eine nette Person, die Frau Kulke mit ihrem Strickzeug. Ungeduldig die Fortsetzung erwartend! Wahnsinnig spannend!