Rezension

Meisterin des leisen, bösen und hintersinnigen Humors

Jeder Tag ist Muttertag - Hilary Mantel

Jeder Tag ist Muttertag
von Hilary Mantel

Bewertet mit 4 Sternen

Hilary Mantel, Jeder Tag ist Muttertag, Dumont 2016, ISBN 978-3-8321-9823-7

 

Sie hat sich mit historischen Romanen auch in Deutschland einen Namen gemacht. Nun erscheint mehr als 30 Jahre nach dem Erscheinen in England ihr Romandebüt unter dem deutschen Titel „Jeder Tag ist Muttertag“. Schon hier zeigt die Schriftstellerin Hilary Mantel sich als Meisterin des leisen, bösen und hintersinnigen Humors.

 

Der Roman beginnt mit zwei Absätzen, die die Absenz jeglichen Mitgefühls bei den beiden Hauptpersonen des Romans zeigen:

„Als Mrs Axon von Zustand ihrer Tochter erfuhr, war sie eher überrascht, als dass Muriel ihr leidgetan hätte  (….) Es war immer schwer zu sagen, was Muriel gefallen würde. Als der alte Mann im Winter auf der Straße gestürzt war und sich die Hüfte gebrochen hatte, da hatte sie sich vor Lachen kaum zu halten gewusst.“

 

Mr. Axon ist gestorben und Mutter und Tochter leben total abgeschottet in ihrer Geisterwelt. Evelyn Axon war früher als Medium tätig. Nun aber scheint sie die Kontrolle über ihre Fähigkeiten verloren zu haben. Sie glaubt ihr Haus von höllischen Geistern bewohnt, die immer mehr ihr Leben und das ihrer Tochter dominieren.

Muriel, 30 Jahre alt, gilt in der Siedlung und bei den Ämtern als geistig minderbemittelt, doch immer mehr wird dem Leser angedeutet, dass sie sehr genau weiß, was sie tut und ihrerseits die Mutter quält und mit fantasierten Geistern kontrolliert.

 

Eines Tages kommt die Sozialarbeiterin Isabel Fields neu in die Familie. Sie ist engagiert und versucht, nachdem alle ihre Vorgänger resigniert haben, einen neuen Zugang zu dem verschlossenen und kranken System der Axons zu finden.

 

Doch Isabel ist auch in ihrem Privatleben in ihrer Beziehung mit einem verheiraten Lehrer, einem Mann voller Angst und Selbstmitleid, ähnlich gefangen wie die Axons in ihrem Leben.

 

Man ahnt schon bald, dass das alles nicht wirklich gut ausgehen kann und liest diesen „rasanten Cocktail aus Grauen und wilder Schadenfreude“(New York Times“) amüsiert bis zum Ende.

 

In England hat Hilary Mantel ein Jahr nach diesem Debüt mit den gleichen Personen einen Fortsetzungsroman unter dem Titel „Vacant Possession“ veröffentlicht. Vielleicht lässt Dumont ihn dem Erstling folgen?