Rezension

melancholisch, düster, atmosphärisch

Dunkelsommer - Stina Jackson

Dunkelsommer
von Stina Jackson

Bewertet mit 4 Sternen

Lelles Leben nahm vor 3 Jahren eine dramatische Wendung: Seine 17-jährige Tochter verschwand am helllichten Tag und ward seit dem nicht mehr gesehen. Er wird mit diesem Verlust nicht fertig, seine Ehe zerbricht, sein Leben ist nur noch auf die Suche nach seiner Tochter ausgelegt, er selbst bleibt dabei auf der Strecke und allmählich verwahrlost er mehr und mehr. Trotzdem hat er nur ein Ziel: Lina wieder nach Hause zu holen. Auch wenn außer ihm niemand mehr daran glaubt, sie irgendwann lebend zu finden, er gibt nicht auf. Und so fährt er Nacht für Nacht über die hellen Straßen des Midsommars auf der Suche nach ihr.

Meja, ein zorniger und desillusionierter Teenager, kommt mit ihrer psychisch und alkoholkranken Mutter Silje nach Norrland, die über das Internet einen neuen Versorger für sich und ihre Tochter aufgetan hat. Jede Nacht hört Meja die beiden, ob sie will oder nicht. So macht sie sich in der taghellen Nacht auf, um die Umgebung zu erkunden und trifft dabei auf Carl-Johann. Er lebt so ganz anders als Meja und ihre Mutter – in einer funktionierenden Familie, genau das, was sie sich immer gewünscht hat.

Und dann verschwindet wieder ein Mädchen...

Obwohl wir Mittsommer haben und es 24 Stunden am Tag hell ist, strahlt dieses Buch eine tiefe Dunkelheit aus. Ein atmosphärisches Wummern, gleich einem Bass, der durch und durch geht, begleitet die Geschichte. Man liest mit angehaltenem Atem, obgleich scheinbar gar nichts passiert. Aber genau das ist die Krux. Man wartet auf den großen Paukenschlag, auf die Erlösung, eine Erklärung, irgendetwas, das uns wieder tief durchatmen lässt.

Grandios erzählt und zurecht als bester schwedischer Spannungsroman ausgezeichnet.