Rezension

Melancholisch und doch berührend

Stoner - John Williams

Stoner
von John Williams

Bewertet mit 4 Sternen

Das Buch handelt von einem Mann, der als Sohn armer Farmer geboren wurde, bis er schließlich seine Leidenschaft für Literatur entdeckt. Er wechselt das Studienfach und wird später Professor. Die Geschichte eines genügsamen aber auch wahrhaftigen Lebens. Der Roman behandelt viele Themen – es geht um Freundschaft, Ehe, den Campus und über harte, erbarmungslose Arbeit auf Farmen. Aber es geht auch um Liebe in all ihren Facetten. Ein Roman über das Menschsein.

Meinung

„[…] Die Liebe zur Literatur, zur Sprache, zum Mysterium des Verstandes und des Herzens, wie sie sich in den kleinen, seltsamen und unerwarteten Kombinationen von Buchstaben und Wörtern zeigt […], diese Liebe begann er nun offen zu zeigen, zögerlich zuerst, dann mutiger und schließlich voller Stolz.“ (S. 144)

John Williams hat einen eher kühlen, schnörkeligen aber doch sehr eingehenden und anmutigen Schreibstil. Ohne große Ausschmückungen und Höhepunkte erzählt er uns die Geschichte von John Stoner. Er wird als Sohn armer Farmleute geboren und lebt ihn einer sehr kühlen Familie, in der es kaum Emotionen geschweige den ein Familienleben gibt. Und genauso schreibst Williams. Diese ständige unterkühlte Stimmung, dieses harte Leben vollkommen ohne Ehrgeiz von Stoner transportiert er dadurch sehr glaubhaft.

Zunächst studiert Stoner im Landwirtschaftskurs. Jeder Student muss allerdings einen Einführungskurs in Literatur mitmachen. Und plötzlich entdeckt Stoner seine Liebe zur Literatur und schafft es schließlich bis zum Assitenzprofessor. Aber auch keinen Schritt darüber hinaus. Sein Leben lang arbeitet er Tag ein Tag aus ohne auch nur den geringsten Anspruch an seine Arbeit und seine Zukunft zu haben. Er ist gefangen in seiner eigenen Lustlosigkeit und einer ziemlich verkorksten Ehe. Sein Leben meistert er nur durch einen unerschütterlichen Gleichmut und seine Leidensfähigkeit gegen die Zumutungen die das Leben im aufbürdet. Aber nicht nur das hilft ihm, sondern vor allem seine Liebe zu Büchern und zu seiner Arbeit. Dort findet er tagein tagaus Trost.

Ihr seht also, Stoner führt ein sehr unspektakuläres, langweiliges Leben und Williams schafft es, diese Atmosphäre so gut zu transportieren, das ich selber schon ganz bedrückt und irgendwie deprimiert wurde. Was ich fast schon wieder gut finde, denn so konnte ich mich sehr gut in das Leben von Stoner hineinversetzten. Trotz fehlender Höhepunkte und dieser dauerhaften kühlen Atmosphäre ist das Buch dennoch berührend und ich konnte es kaum aus der Hand legen.

“Den Älteren bedeutet sein Name eine Erinnerung an das Ende, das sie alle erwartet, für die Jüngeren ist er bloß ein Klang, der ihnen weder die Vergangenheit näherbringt, noch eine Person, die sich mit ihnen oder ihrer Karriere verbinden ließe.” (S. 7/8)

Es ist eine Geschichte über einen Menschen, der gebrochen ist und in einer kalten Ehe voller Hass gefangen ist ohne zu wissen, wie das geschehen konnte. Eine Geschichte über ein Leben voller Niederschläge, über einen jahrzentelangen, persönlichen Kampf. Ein Roman über einen Menschen, der lebte ohne zu leben, ein Roman über ein gescheitertes Leben.

Fazit

Stoner ist eine sehr eigenwillige Geschichte. Es gibt keine Höhepunkte, das ganze Buch transportiert eine sehr kühle und melancholische Stimmung. Und dennoch konnte mich Williams damit berühren und schafft es, Stoners Liebe zur Literatur auf eine einzigartige Weise zu transportieren. Das Buch hat mich nicht unterhalten aber berührt und zum Nachdenken gebracht und ist deswegen auf seine Art eine gelungene Geschichte.