Rezension

Mensch-Tier-Verhältnis

Sprich mit mir
von T.C. Boyle

Bewertet mit 5 Sternen

Diese Geschichte in den 1980er Jahren in Amerika  erzählt von einer jungen Studentin und einem Wissenschaftlerteam, die sich damit auseinandersetzen, inwieweit Schimpansen fühlen und handeln. Haben Schimpansen einen Geist, wenn ja, wie weit ist er ausgeprägt? Diese Fragen stellen sich Dr. Guy Schermerhorn und sein Vorgesetzter Prof. Moncrief. Aimee studiert Psychologie an einer amerikanischen Universität, als sie eines Tages eine TV-Show sieht, in der ein Schimpanse mit Dr. Guy Schermerhorn gebärdet. Guy hat seinem zweijährigen Schimpansen Sam Gebärdensprache beigebracht. So können beide miteinander kommunizieren. Als Dr. Schermerhorn studentische Hilfskräfte für sein Projekt sucht, bewirbt sich Aimee und wird kurz darauf eingestellt. Guy, Aimee und die anderen wissenschaftlichen Mitarbeiter ziehen in eine Ranch außerhalb der Stadt, und begleiten Sam in seiner Entwicklung. Bis eines Tages ein Vorfall eintritt, der das Leben von Sam verändert.

 

T.C. Boyle  erzählt eine Geschichte über einen Schimpansen, der als Symbolfigur für anderen berühmte Affen, die in der Vergangenheit – vor allem in Amerika – in der Öffentlichkeit in Erscheinung getreten sind. Diese Affen dienen nicht nur der Unterhaltung, sondern auch der Wissenschaft, um festzustellen, inwieweit zum Beispiel Schimpansen dem Menschen ähneln. Was verstehen sie anhand von Sprache, Akustik und Gestik? Mit diesen Fragen als Hintergrund erzählt T.C. Boyle eine emotionale, teilweise aufwühlende Geschichte von einem Affen – Schimpanse Sam – der für seine Würde kämpft. Aber er kämpft nicht alleine. Denn Aimee kämpft ebenfalls, dass Sam nicht zu einem Laboraffen wird. Dem Autor gelingt es, Mensch und Tier einfühlsam zu beschreiben und entwickeln zu lassen. Nebenfiguren weisen starke Charaktere auf, die als Freund und Feind gegenüber von Sam stehen. Meiner Meinung nach gelingt es T.C. Boyle die Maske von Affen – vor allem für Schimpansen –fallen zu lassen, um zu zeigen, wie diese Tiere denken (wenn sie denken, und wie) und vor allem fühlen. Man darf auch nicht vergessen, wie Menschen Affen missbrauchen für die Wissenschaft. T.C. Boyle zeigt zwei Seiten der Medaille des Schimpansen: Sam als Objekt, Sam als Freund/ Familienmitglied. Natürlich darf man nicht vergessen, dass Affen wilde Tiere sind.

 

Dieser Roman über einen besonderen Schimpansen war beim Lesen eine Achterbahnfahrt von Freude, Traurigkeit, Wut und Schmerzlichkeit. Daran sieht man, dass T.C. Boyle die Beschreibung der Gefühlswelt beherrscht.