Rezension

Menschliche Grausamkeit trifft übernatürliche Ereignisse - oder: Mein erster King

Die Arena - Stephen King

Die Arena
von Stephen King

Bewertet mit 4.5 Sternen

Lang, schnell, blutig und schlussendlich unfassbar spannend!

In der Kleinstadt Chester's Mill geht eigentlich alles seinen gewohnten Gang, doch an diesem Tag im Oktober ändert sich urplötzlich alles für die knapp 2000 Einwohner. Denn wie aus dem Nichts erscheint eine Kuppel, die die ganze Stadt vom Rest der Welt isoliert. Eine riesige Glocke – durchsichtig, aber dennoch undurchdringbar.

Völlig unvorbereitet trifft es die Menschen – und fordert sofort einige Opfer. Flugzeuge stürzen ab, Autos zerschellen auf beiden Seiten der Barriere und massenhaft Vögel fallen vom Himmel.

Mit einem Mal ändert sich alles und die Bewohner sind auf sich gestellt. Doch wäre die Isolation nicht genug, gibt es dort auch noch den intriganten zweiten Stadtverordneten und Gebrauchtwagenhändler „Big Jim“ Rennie, der in der Katastrophe seine Chance wittert – und versucht alle Macht an sich zu reißen.

Es beginnt ein Spiel aus vielen Intrigen zwischen ihm und seinen Anhängern (darunter auch sein an einem Hirntumor leidender Sohn Junior), den unwissenden und zum Teil naiven Bürgern der Stadt und Dale „Barbie“ Barbara, der wiederum versucht, Big Jim zu stürzen, indem er einige Bürger auch auf seine Seite ziehen kann.

Ganz im Sinne eines King-Romans geht all dies nicht ohne Blutvergießen und die ein oder andere Katastrophe, die seine Opfer fordert.

„Die Arena“ war mein erster King-Roman, eigentlich bevorzuge ich andere Genres - vor allem gewaltfreiere. Aber durch die zuletzt auf ProSieben ausgestrahlte Serie (auf die ich nicht näher eingehen will – es gibt so viele Unterschiede, dass man es kaum vergleichen kann) bin ich auch auf das Buch gestoßen und muss gestehen, dass es mir um einiges besser gefallen hat, als erwartet.

An der ein oder anderen Stelle habe ich mir gewünscht, dass etwas weniger Blut fließe, zeitweise war es etwas langatmig, was aber wohl auch an dem Umfang des Romans liegt (1200 Seiten waren wohl das meiste, was ich bisher gelesen habe). Außerdem bin ich auch kein Fan von Geschichten, in denen der Kreis der Protagonisten (der hier auch besonders groß ist) immer und immer kleiner wird. Zwischenzeitlich war es mir zu düster – doch darauf muss man sich bei King ja gefasst machen.

Doch am Ende hat sich die Quälerei (im wahrsten Sinne des Wortes) gelohnt und ich konnte es auf den letzten 400 Seiten kaum noch aus der Hand legen.

Das hat vor allem an der großartigen Erzählweise gelegen. King benutzte einen auktorialen Erzähler, der die Geschichten und Schicksale aller Bürger aus Chester's Mill kennt und sie immer mal wieder kommentiert. So wird das Geschehen immer wieder aus unterschiedlichen Perspektiven geschildert – auch weil oft so vieles auf einmal, auch an unterschiedlichen Orten passiert, was hinterher doch wieder zusammenläuft und einen weiteren Erzählstrang ergibt. Zudem gibt es oft Momente der epischen Vorausdeutung, d.h. es werden Anspielungen auf zukünftige Ereignisse gemacht, was die Spannung an manchen Stellen bis ins Unermessliche treibt.

Das Ende ist so, wie man sich ein King-Ende vorstellen kann – blutrünstige Leser werden nicht enttäuscht und können dort noch einmal voll auf ihre Kosten kommen – aber auch mir hat es wirklich gefallen. Da an manchen Stellen das Problem der Kuppel, seiner Entstehung und das Problem des Verschwindens durch die menschlichen Grausamkeiten der Einwohner ein wenig in den Hintergrund gedrängt wird, schien mir diese Auflösung ein wenig lahm. Aber ich glaube im Endeffekt ging es auch weniger darum, als um die Veränderung der menschlichen Psyche im Angesicht einer solchen Isolation von der Außenwelt.

Doch darüber soll sich jeder selbst ein Bild machen – ich möchte nicht zu viel verraten.

Ich kann diesen Roman auf jeden Fall empfehlen – besonders denen, die noch keinen King gelesen haben. Denn Grusel hält sich in Grenzen, einzig mit Blut sollte man kein Problem haben.