Rezension

Meridas Abklatsch

Wicked - Eine Liebe zwischen Licht und Dunkelheit - Jennifer L. Armentrout

Wicked - Eine Liebe zwischen Licht und Dunkelheit
von Jennifer L. Armentrout

Bewertet mit 1 Sternen

Ich hatte eigentlich nicht vor, das (Lese)Jahr mit einem Verriss zu beenden, aber mir bleibt gar nichts weiter übrig. Was zum Teufel habe ich hier gelesen?

Worum geht's überhaupt? Ganz sicher bin ich nicht, aber ich reimte mir Folgendes zusammen: Das Gute kämpft gegen das Böse, wobei das Gute ein dubioser Orden aus geilen Kämpfern ist und das Böse von schönen Fae dargestellt wird, die normalen Menschen in jeder Hinsicht überlegen sind. Wie Vampire ernähren die sich von Menschen und werfen sie dann weg, wenn sie ausgetrocknet sind.  So weit, so gut. Ist ja nicht das Rad neu erfunden worden, ob man das jetzt Vampir oder Fae oder Elb oder sonstwie nennt, interessiert ja nicht unbedingt, insofern es gut geschrieben ist und man sich die Mühe macht, seine erfundene Welt ein wenig zu erklären oder gar zu durchdenken. Doch was machte Frau Armentrout? Dachte sich: Fu... you all, Sex sells. Die begeisterten Stimmen ihrer Leser geben ihr Recht, also warum sich bemühen? Auftritt: der Held. So schön, dass man ihn kaum ansehen kann. Mit geriffelten Bauchmuskeln. Und einem maskulinen langen Hals. (Sieht noch jemand gerade ein Okapi doing-doing-doing durch die Gegend hüpfen?) Ich schwöre, ich nutze nur tatsächlich verwendete Wörter der Autorin. Die grünen Augen muss ich noch erwähnen. Obwohl ich es nicht brauche. Die werden pro Auftritt mindestens dreimal beschrieben. Moosgrün. Leuchtend grün. Dunkelgrün.

Auftritt: die Heldin. Für die werden gleich mal gar keine Beschreibungen benutzt, sondern nur ein Disneyfilm hingeworfen. Sieht aus wie Merida. (Also lediglich die coolste und schönste aller Prinzessinnen.) Weiß aber genau, dass sie hässlich und alle anderen Frauen auf der Welt schöner sind. Dafür ist sie megaschlau, sie studiert nämlich. Warum eigentlich? Antwort: Weil sie mehr will. Mehr was? Keine Ahnung. Vielleicht IQ? Glaube, den kann man mit dem Studieren nutzloser Fächer nicht steigern, schon gar nicht, wenn man eh nur das Niveau von Trump hat.

Also, der Orden gegen die Fae. Über den Orden wird nichts erklärt, der ist halt einfach mal da. Und er bezahlt megagut. Woher kommt eigentlich die Kohle? Es ist ja keine Regierungseinheit, weil sie auch megageheim sind. Und innerhalb der megageheimen Gesellschaft gibt's noch einmal eine megageheime ... Elite. Doch, so nennen die sich. Sind nämlich was Besseres als die anderen megageheimen Kämpfer. Die anderen dürfen nicht erfahren, dass das, was sie bekämpfen, nur der Bodensatz ist und es noch gefährlichere Fae gibt. Wenn man es denen sagt - den Megakämpfern - brechen die nämlich sofort in Panik aus und rennen kopflos durch die Gegend. Looooogisch. Übrigens darf man der Bevölkerung gleich gar nicht mitteilen, dass sie als Snack für Anderweltler herhalten. Weil ... isso. Gibt ja auch genügend Menschen auf der Welt, ein paar mehr oder weniger machen den Kohl nicht fett. Natürliche Auslese und krasse Bevölkerungsregulierung.

Die Fae mitsamt ihrer eigenen Elite: böse und hübsch. Und besser. Die können besser kämpfen und so. Merkt man bloß meistens nicht.

Und jetzt mein persönlichster Aufreger des Buches. Nein, ich meine nicht, dass der Held supermegaheiß ist. (Auf 480 Seiten kam das Wort "heiß" gefühlte 1500 mal vor.) Oder dass die tollpatschige, wunderschöne, aber es nicht ahnende Fast-Jungfrau ihren restlichen Verstand verliert, sobald der Typ sie ständig sexuell belästigt. Macht er. Dauernd. Weil er sich wahrscheinlich ihren Namen nicht merken kann, nennt er sie auch immer Süßes oder Babe. Läuft. Ich meine nicht einmal die verkrampften Sexszenen, die ab der Hälfte des Buches alle zwei Seiten für 20 Seiten beschrieben werden. (Bin mir grad unsicher, heißt das Buch im Original wirklich Wicked oder doch eher Fucked?)

Nein, was mich am allermeisten aufregt, ist Folgendes: Wenn sich ein Fae (der böse Feind) und ein Mensch (die Guten) so richtig, richtig lieb haben, entstehen ganz selten Nachkommen, Halblinge genannt. Die wohnen auch nicht in Hobbithausen, sondern ganz normal unter Menschen oder sogar im Orden. Und die ... werden mal so eben von den Guten, der Ordenselite ... elitär eliminiert. Einfach so. Und warum? Weil ... wenn die nämlich sich auch noch mal ganz doll lieb haben mit einem von der Fae-Elite, kann deren Nachfolger einfach alle Tore in die Anderwelt öffnen.

Öhm ... ja. Echt cool. Töten wir mal eben unsere eigenen Freunde. Die meisten wissen nicht mal, dass es eines ihrer Elternteile mit einem/einer Fae getrieben hat, kämpfen meistens auf Seiten des Ordens oder leben ihr Leben und denken an nichts Schlimmes. Aber egal. Kill 'em all! (Hey, wir sind die Guten, bisschen Schwund ist immer!) Allein auf die vage und völlig unwahrscheinliche Vorstellung hin, dass etwas passieren könnte. Greift sich da außer mir noch jemand an den Kopf? Nein? Okay. Dann lest mal schön solche Bücher weiter. Aber kommt bitte nicht in meine Nähe. Könnte sein, dass ihr auf komische Gedanken kommt, wenn ich blute. Und ich möchte echt nicht mit einem Stück Holz im Herzen enden.

Und an dieser Stelle ende ich lieber meinen Rant, bevor mein Gehirn platzt und ich selbst mit einem IQ wie Mister Trump dastehe.