Rezension

Message angekommen

Bucket List – Nur wer fällt, kann fliegen lernen -

Bucket List – Nur wer fällt, kann fliegen lernen
von Georgia Clark

Bewertet mit 5 Sternen

Das Prinzip einer Bucket List ist wohl den meisten bekannt. Dinge, die man noch tun möchte, bevor etwas passiert, was diese Dinge unmöglich macht oder zumindest in weite Ferne rücken lässt. Laceys Grund für diese Liste ist wohl einer, der jeder Frau ein flaues Gefühl im Magen bereitet und vor allem keine von uns ausschließt. Das Risiko auf Brustkrebs trägt jede mit sich, bei den einen ist es niedriger, bei den anderen ist es höher, doch da ist es immer. Und genau das ist es unter anderem auch, was das Buch so massentauglich macht, nämlich dass jede Leserin damit angesprochen wird. Dass jede irgendwann mal etwas ähnliches durchleiden könnte wie Lacey, sorgt dafür, dass man mit ihr mitleidet, mit ihr sympathisiert und hofft, dass es gut für sie ausgeht.

 

In Lacey habe ich nicht nur eine starke Protagonistin, sondern auch ein kleines Vorbild gefunden. Vorweg sollte zwar gesagt sein, dass sie weiß Gott nicht alles richtig macht, sie hat Fehler, sie verbockt Dinge, sie hat unsympathische Momente. Aber im Großen und Ganzen bewundere ich sie für ihren Mut und ihre Entschlossenheit. Eine Mutation wie Lacey sie in sich trägt, wünsche ich niemandem, und ich fand es prägend, sie auf ihrem Weg beginnend bei der Diagnose zu begleiten.

 

All diese Phasen der Trauer, der Rebellion, der Unentschlossenheit, des Selbsthasses, all das war so realistisch von der Autorin gezeichnet, so nah und berührend dargestellt, dass ich es zu 100% geglaubt habe. Würde mir jemand sagen „So sieht das Leben von jemandem mit BRCA1 aus“, würde ich erwidern „Ja, glaube ich dir sofort“. Es war emotional, deprimierend, aufwühlend, spannend und frustrierend. All das hat die Geschichte, hat Laceys Umgang mit ihrem Schicksal in mir ausgelöst, hat mich zerbrochen und schockiert, und am Ende wieder notdürftig zusammengeflickt. Manchmal hätte ich Lacey gern geschüttelt, um sie zur Vernunft zu bringen, dann wiederum hätte ich sie gern in den Arm genommen. Wir waren uns oft uneinig, aber dennoch waren wir für dieses Buch ein eingeschworenes Team.

 

Was die Geschichte noch zusätzlich aufwertet neben der Grundidee an sich, ist die Kombination aus Schreibstil und Laceys Humor. Die junge Frau berichtet aus ihrer Ich-Perspektive, entsprechend salopp und umgangssprachlich ist die Erzählweise häufig. Und die teils sehr trockenen, aber immer erfreulich bildlichen und clever konstruierten gedanklichen Kommentare der Figur helfen der Erzählung noch mal auf ein neues Level. Es werden Vergleiche herangezogen, die ich noch nie so gesehen habe und Metaphern auf eine Weise benutzt, die mich ebenfalls positiv erstaunt hat. Sprachlich hat das Buch also auch einiges zu bieten und ich war wirklich erfreut darüber.

 

Die Message des Buches kommt laut und deutlich an: Liebt euch selbst. Kümmert euch um euch, nehmt euch Zeit für das, was ihr braucht, für das, was ihr wollt. Stellt eure Bedürfnisse nicht unter die der anderen, wenn es um so wichtige Dinge wie eure persönliche Gesundheit geht. Nichts sollte über der Gesundheit stehen, kein Job, kein Mann, keine überholten Meinungen und Vorstellungen der Gesellschaft.

Und wenn schon die Ansichten der Gesellschaft ins Spiel kommen, es gibt kein richtig oder falsch, wenn es um so etwas wie Aussehen und hier im Speziellen um Brüste geht. Das Einzige, was wirklich zählt, ist, dass man selbst sie so liebt, wie sie sind, selbst wenn die Meinung derer, die sie nur zu gern laut kundtun und anderen aufzwängen, manchmal nur schlecht zu ignorieren ist.

 

Mein Fazit:
Ich habe dieses Buch wirklich genossen. Lacey auf ihrem Weg zu begleiten war eine Achterbahnfahrt der Gefühle und ich habe es einfach nur geliebt. Sprachlich überrascht das Buch immer wieder mit Raffinesse an Stellen, wo man sie nicht erwarten würde und die Botschaft, die die Geschichte transportiert, sollte sich jede Frau zu Herzen nehmen.

5 von 5 Sternen gibt es von mir.