Rezension

„Messer“, der beste Thriller aus der Harry-Hole-Serie.

Messer - Jo Nesbø

Messer
von Jo Nesbø

Bewertet mit 5 Sternen

Harry Hole, verheiratet mit Rakel, ist nicht geschaffen für eine dauerhafte Zweierbeziehung, ein hoffnungsloser Fall, dem auch eine Paartherapie nicht helfen könnte; Weil es ihm nicht gelingt und er es auch gar nicht willentlich versucht. Eine Prophezeiung wird für Hole wahr: „Du wirst schon sehen, du wirst ein paar Frauen glücklich machen. Und andere unglücklich.“

Sollte man Alkoholiker, wie Hole einer ist, ernst nehmen? Eigentlich ja, denn Alkoholismus ist eine Krankheit. Dann ist nur noch die Frage zu beantworten, ‚saufen zu Hause oder öffentlich?‘ Hole säuft öffentlich, er ist ein exhibitionistischer Trinker mit masochistischen Zügen. Er will von seiner Umwelt bedauert und gleichzeitig verachtet werden.

Krasser Plot: 

  • Alkoholiker Hole empfindet es bereits als Erfolg, wenn er an einer Bar „vorbeifahren“ kann
  • Rakel wird ermordet
  • Svein Finne, genannt der „Verlobte“ vergewaltigt Frauen und zwingt sie unter Morddrohungen das Kind auszutragen. Frauen als Host für Alien Finne.

Also wenn sich Finne, der von Hole „auserwählte“ Mörder seiner Frau bereits im ersten Drittel zu einem Geständnis „überreden“ lässt, muss etwas „faul“ sein, mit anderen Worten, Svein Finne kann nicht der Mörder seiner Frau sein. Für den Leser wirft das wieder die Frage auf, wer hatte welches Motiv und welche Motivation, war es vielleicht doch eine Frau.

„Die Sonne ging langsam auf. Diese Stadt (Oslo) war genau wie manche Frauen. Im richtigen Licht war sie plötzlich unglaublich attraktiv, um im nächsten Augenblick schon wieder so gewöhnlich, ja gerade spröde zu wirken, dass sie in der Mittelmäßigkeit versank“ (Zitat Nesbø, S. 455).

Nesbøs Cleverness als Plot-Konstrukteur ist kaum zu überbieten und das in der 12ten Fortsetzung: Nachdem alle Mordverdächtigen, einer nach dem anderen ausscheiden, bleibt nur noch – wie sollte es anders sein – Harry Hole übrig. Aber ist er der Mörder?

Dieser Mordfall sollte als der Harry-Hole-Fall in die Annalen der norwegischen Kriminalpolizei eingehen. Alle vom Staatsanwalt abwärts klopfen sich auf die Schulter. Endlich haben sie den verhassten und doch erfolgreichsten Ermittler am Hacken, auch wenn er tot? Ist.

Katrin Bratt, Leiterin der Osloer Polizei und erbitterte Konkurrentin des Osloer Kriminalamtes über ihre Situation: „Sie hatte gesehen, wie einige Frauennach der Geburt zu Depotinnen geworden waren, davon überzeugt, dass sie die Sonne und alle Planeten des Himmels nur um Mutter und Kind drehten. Und wie sie ihre Ehemänner plötzlich mit Verachtung begegneten...“ (Zitat Nesbø, S. 473).

„Love Hurts“ von den Everly Brothers “as Tribute for” Bjørn Holm.

Zum Showdown mit genialem Winkelzug passt 5. Mose 32:25 „Die Rache ist mein; ich will vergelten.“

Nochmal Katrin: „Was weiß man eigentlich über die Menschen, mit denen man Tisch und Bett teilt.“ Wie wahr.

HARRY HOLE zum 12ten. Jo Nesbø hat von seiner brillanten Erzähltechnik nichts eingebüßt. „Messer“, der beste Thriller aus der Harry-Hole-Serie.