Rezension

Messi und Fressi

Harz - Ane Riel

Harz
von Ane Riel

Bewertet mit 2.5 Sternen

Liv ist seit dem sechsten Lebensjahr tot, ertrunken in der Brandung. Das zumindest lässt ihr Vater Jens die Behörden glauben. Jens ist ein krankhafter Sammler, getrieben von der Angst, seine einzige Tochter zu verlieren. Und so lebt Liv in der Einsamkeit eines Containers hinter dem Hof, versteckt zwischen selbst gezimmerten Särgen und in Harz konservierten Tieren - ein sorgsam von der Außenwelt abgeschirmtes Leben, ein Leben in der Falle. Meisterhaft erzählt Ane Riel von einer scheinbar verkehrten Welt, in der aus Liebe Obsession wird und aus dem Wunsch nach Sicherheit tödliche Gefahr.

Die 6-jährige Liv lebt zusammen mit ihren Eltern auf einem abgelegenen Teil einer Insel, der Kopf genannt wird. Sie wird von ihren Eltern gelehrt, allerdings lernt sie außer lesen und schreiben Dinge wie Diebstahl, Jagd und auch Mord. Als ihr Vater seine Mutter tötet, der Liv in einer Schule anmelden will, wird sie von ihrem Vater als tot gemeldet und muss sich fortan verstecken. 

Das Cover des Buches und auch der Klappentext haben mich neugierig auf das Buch gemacht. Das Cover ist zwar nicht außergewöhnlich, passt aber perfekt zum Buch und ist auch sehr gut gemacht.

Das Buch wurde mit den 4 wichtigsten skandinavischen Krimi-/Thrillerpreisen ausgezeichnet. Dies kann ich in keinster Weise nachvollziehen. Die Spannung ist relativ niedrig gehalten, immer wieder gibt es sehr langweilige Passagen und einen Überraschungsfaktor  gibt es sowieso nicht - es wird ja auch kein Täter gesucht.

Es handelt sich weniger um einen Thriller (oder Krimi) wie es am Cover angepriesen wird, sondern um eine Mischung aus Psychogramm und Familientragödie. Die Charaktere wurden meiner Meinung nach sehr überspitzt bzw. übertrieben dargestellt, und trotzdem fehlte ihnen etwas die Tiefe.

Da ist zu einem Jens - der Vater von Liv - der vom liebenswürdigen, hübschen Tischler immer mehr zum Messi wird und damit nicht nur das Haus, sondern den ganzen Grund zumüllt und dies alles durch Diebstahl, wie er es schon von seinem Vater "gelernt" hat.

Zum anderen ist da Maria - die Mutter von Liv - die von einer hübschen, eher energischen Frau plötzlich zu einer fetten Person verkommt, die ihr Bett nicht mehr verlassen kann und auch nicht mehr sprechen kann.

Und schließlich eben dann Liv, die nicht nur die Diebstähle durchführt, sondern auch ihren toten Zwillingsbruder sieht und mit ihm redet und alles hinnimmt wie es kommt, obwohl sie eigentlich ganz anders wirkt - energisch und reif für ihr Alter.

Zusätzlich dann noch Jens Bruder und seine Eltern. Jens Mutter ist ebenso außergewöhnlich, denn zuerst ist sie falsch und gemein, sodass sie einen Sohn vom Hof vergrault und schließlich selbst den Hof verlassen muss und man ihr sogar die Tötung ihres Enkels glaubt. Allerdings war sie vorher eigentlich relativ nett und genauso kehrt sie auch später zurück. Sie will plötzlich allen - vor allem Liv - helfen, bis sie von Jens ermordet wird.

Auch insgesamt war der Schreibstil nicht meins. Immer wieder gibt es endlose Aufzählungen der gesammelten Dinge von Jens, die ohne Komma und mit sehr vielen "und" nicht nur irrelevant, sondern auch langweilig waren.

Insgesamt war das Buch für mich nicht wirklich ein Vergnügen zu lesen. Schade, denn aus dem Thema hätte man mehr herausholen können, indem man Spannung erzeugt hätte und so einen Thriller daraus hätte machen können.

Fazit: Psychogramm und Familientragödie ohne Spannung und daher definitiv kein Thriller oder Krimi. 2,5 von 5 Sternen.