Rezension

Mexican Gothic

Der mexikanische Fluch -

Der mexikanische Fluch
von Silvia Moreno-Garcia

Bewertet mit 3 Sternen

Noemi Taboada ist eine junge Frau aus guter Familie. Im Mexiko der 1950er Jahre führt die wohlhabende Studentin ein angenehmes Leben (die Eltern halten ein Studium indes für Zeitverschwendung, der Twen soll so schnell wie möglich einen geeigneten Ehemann finden), sie liebt schöne Kleidung und die Partys von Mexiko City. Als ihr Vater einen verstörenden Brief von Noemis Cousine Catalina erhält, soll die selbstbewusste Frau nach dem Rechten sehen und herausfinden, wie es um die geistige Gesundheit Catalinas steht.  Im Gegenzug will der Patriarch seiner Tochter gestatten, einen Magisterabschluss in Anthropologie zu erwerben. Also macht sich Noemi in die Provinz auf, um die Geheimnisse des Herrenhauses „High Place“ zu ergründen, da Catalina in die englische Familie Doyle eingeheiratet hat. Im mexikanischen Hinterland erwarten Noemi düstere Wälder und eine Mauer des Schweigens – ist Catalina wirklich an Tuberkulose erkrankt? Schon bald gerät die Entschlossenheit der Protagonistin ins Wanken …

Ich habe mich sehr auf die Lektüre von „Der mexikanische Fluch“ gefreut. Bei seinem Erscheinen wurde das Original sehr gelobt & der Titel “Mexican Gothic“ verhieß einen klassischen Schauerroman. Wer ist nicht neugierig auf einen New York Times – Bestseller?  Die mexikanischstämmige Autorin Silvia Moreno – Garcia lässt tatsächlich alle klassischen Elemente und Topoi des Genres einfließen und präsentiert doch keine konventionelle Gothic Novel, da sie der Geschichte eigene Facetten anfügt. Daher wurde meine Leseerwartung nicht unbedingt erfüllt; wohlige Schauer blieben aus. „Der mexikanische Fluch“ ist eine Art identitätspolitisch - feministische Gesellschafts/Kolonialismuskritik, die stellenweise fast ein wenig selbstverliebt wirkt. Der deskriptive Stil der Autorin sorgt ferner für gewisse Längen in der Geschichte, zumal die Umgebung bis ins kleinste Detail beschrieben wird. Spannung kommt etwa ab der Mitte auf. Das Ende war für mich einigermaßen überraschend, die Figurenzeichnung hingegen nicht – die Schwarzweißmalerei soll vielleicht eine Hommage an literarische Vorgänger sein oder schlicht ein ironiefreies Stilmittel. Die Geschichte enthält definitiv Passagen, die gelinde gesagt unappetitlich sind. Der Horror!

Insofern ist „Der mexikanische Fluch“ ganz am Puls der Zeit.