Rezension

Mir fehlte der typische "Matt Haig Charme"

Der fürsorgliche Mr Cave -

Der fürsorgliche Mr Cave
von Matt Haig

Bewertet mit 3.5 Sternen

Matt Haig zählt seit dem letzten Jahr für mich zu einem meiner liebsten Autoren, umso mehr habe ich mich auf sein neuestes Buch gefreut. Vorab muss ich leider schon sagen, dass es für mich nicht mit seinen anderen fabelhaften Büchern mithalten konnte.

Terence Cave wurde vom Schicksal wahrlich nicht verschont, denn bis auf seine Tochter hat er alles verloren, was er je geliebt hat. Das er dadurch einen Schutzzwang entwickelt, klingt für mich eigentlich nur logisch. Allerdings ist es erschreckend zu lesen, wie weit dieser Zwang reicht. Viel mehr kann und möchte ich aufgrund von spoilern nicht zu seinen Zwängen sagen. Allerdings war es teilweise recht beklemmend zu lesen. Andererseits konnte ich aber auch das Verhalten seiner Tochter oftmals nicht nachvollziehen. Das ein Teenager seine Freiheiten braucht ist mir klar, aber wer lässt seine Tochter mit gerade mal 15 in einen Club, in dem 30 Jährige Frauen aufreißen? An Stellen wie diesen fand ich seine Sorge durchaus berechtigt und komplett nachvollziehbar. Selbstverständlich konnte ich auch seine Tochter in vielen Punkten verstehen, eine richtige Sympathie konnte ich aber zu keinem der Charaktere aufbauen, weil ich die Handlungen von allen nicht als richtig empfunden habe. Meiner Meinung nach begünstigt Bryonys Verhalten die Angst und den Wahn ihres Vaters nur noch. Ich denke dies war einer der Gründe, weshalb mir das Buch nicht ganz so gut gefallen hat wie erhofft.

Ein weiterer Grund ist, dass für mich in der Geschichte der typische "Matt Haig Charme" gefehlt hat. Seinen Büchern haftet eigentlich immer etwas "schweres" an und bisher hat er es so gekonnt geschrieben, dass mich dieses schwere Thema beim Lesen dennoch nicht runtergezogen hat. Vielmehr hatte jedes Buch, obgleich seiner Schwere, auch eine sehr positive und philosophische Message. Diese konnte ich bei diesem Buch leider nicht erkennen. Für mich war die Geschichte einfach traurig und erschreckend und hat keine tiefgreifenden Inhalte vermittelt.

Der Schreibstil war meiner Meinung nach ebenfalls nicht so typisch für den Autor. Das Buch spricht die Leser:innen direkt an, als wäre man seine Tochter Bryony. Zunächst dachte ich, dass ich dazu mehr Nähe zu den Charakteren aufbauen konnte, allerdings war dies nicht der Fall und mir gefällt sein Schreibstil in den anderen Büchern wesentlich besser. Was nicht heißen soll, dass ich seinen Schreibstil in diesem Buch als schlecht bezeichnen würde. Er war trotzdem gut, nur eben nicht so gut wie gewöhnlich.

Die Handlung hatte ich als relativ vorhersehbar vermutet, ein paar Überraschungen (mit denen ich nicht gerechnet hatte) gab es im Laufe der Geschichte aber doch noch, sodass sich die Geschichte spannend liest. Ich gebe dem Buch 3,5 Sterne, runde in Portalen ohne halbe Sterne allerdings auf 3 ab, weil es mir für 4 Sterne dann doch nicht gut genug gefallen hat. Zu 100% weiterempfehlen kann ich dieses Buch also leider nicht. Aber falls ihr Matt Haig noch nicht kennt, würde ich euch definitiv eines seiner anderen Bücher ans Herz legen! Er ist ein grandioser Autor und ich hoffe, dass sein nächstes Buch mir wieder mehr zusagt :)