Rezension

Mir gefällt das Cover

Bildung - Dietrich Schwanitz

Bildung
von Dietrich Schwanitz

Dietrich Schwanitz legt ein Buch vor, dass Wissen und Bildung vermitteln soll, oder wie der Untertitel des Buches es nennt: Alles, was man wissen muß. Auch wenn das Buch knapp 700 Seiten hat, ist es natürlich schlicht nicht möglich, in einem Buch das Wissen von über 2000 Jahren Geistesgeschichte zu vermitteln. Der Grundgedanke des Autors erscheint mir lobenswert, die Menschen zur Bildung führen zu wollen. Wenn das, das tatsächliche Ziel des Buches ist, wird das Ziel nicht erreicht. Auf die Gründe werde ich später eingehen, zunächst ein anderes Problem: Wer sind potentielle Leser eines solches Buches? Zuschauer des TV-Senders, der Menschen in den Dschungel schickt, Leser der Zeitung mit den vier großen Buchstaben? Solche Menschen brauchen unzweifelhaft Bildung (sollte ich damit Leute beleidigt haben, seid euch sicher, ich habe es gern getan), aber würden diese ein 700-Seiten-Buch lesen? Zu welcher Kategorie zähle ich? Zu den süchtigen Lesern, die an keinem Buch vorbeigehen können, auf dessen Cover Bücher zu sehen sind.

Nun zu meiner eigentlichen, inhaltlichen, Kritik des Buches: Will man viel Wissen komprimiert vermitteln, muss man zwangsläufig selektieren. Die Art des Selektierens ist DS nicht gelungen. Mit Ausnahme von Einstein (und auch das fachlich fragwürdig) geht der Autor fast völlig über die Naturwissenschaften hinweg und vermittelt den Eindruck, nur in den Geisteswissenschaften sollte man sich auskennen. Auch wenn ich selbst das Primat des Wissens auf die Geisteswissenschaften lege, so erscheint mir der Ansatz von DS zumindest fragwürdig - Newton und Galilei (als Beispiel) werden zwar erwähnt, aber nicht thematisiert. Was haben die beiden auch schon für die Menschheit geleistet? Da beschäftigt sich DS doch lieber ausufernd mit Hitler - viel spannender, und leichter verdaulich. 

DS berichtet in seinem Buch von der Geschichte Europas, dass die Wiege der menschlichen Kultur außerhalb Europas liegt scheint dem Autor ebenfalls nicht wichtig zu sein. Auch die Literatur, Kunst, Musik, Philosophie und diverse Ideologien werden thematisiert. Weiterhin geht es um Sprache, das "gebildete Kommunizieren", um Bücher, Geographie und Kulturgeschichte. 

Immerhin, das Buch ist gut und unterhaltsam geschrieben, wer das Buch aber zwecks Wissenserweiterung liest, wird enttäuscht werden. Wenn man in der Schule aufgepasst hat und bis zum Abitur gekommen ist, wird man nicht so viel Neues lernen, was man "wissen muss".

Fazit: Mir gefällt das Cover.