Rezension

Mir viel zu zäh und unspektakulär

Die Zuflucht - Ann Aguirre

Die Zuflucht
von Ann Aguirre

Inhalt 
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Zwei und ihre Weggefährten haben sich zur Zuflucht durchgeschlagen. Dort erwartet sie ein behütetes Leben hinter schützenden Mauern mit neuen Herausforderungen. Nachdem Zwei nur das unterirdische Leben als "Jägerin" kennt, hat sie Schwierigkeiten ein normales Mädchen zu sein. Stricken, Kleider, Schule, das alles hält sie für überflüssig, versucht sich jedoch einigermaßen anzupassen. Bis es an der Zeit ist, Patrouille außerhalb durchzuführen, um die Ernte zu schützen. Zwei wittert ihre Chance herauszukommen, und sich endlich einmal nützlich zu machen. Doch die Freaks haben sich verändert und stellen eine größere Gefahr dar, als erwartet...

Mein Eindruck
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"Die Zuflucht" hat in deutscher Übersetzung ganz schön auf sich warten lassen. Erst zwei Jahre später sollten wir erfahren, wie es mit Zwei, Bleich und ihren Freunden weitergeht. Dementsprechend überrascht war ich, wie gut ich mich noch an die Handlung und das bisherige Geschehen erinnern konnte. Ann Aguirre erleichtert den Einstieg, indem sie immer wieder kleinere Rückblendungen und Erinnerungen einstreut. Soweit so gut, nur leider waren die folgenden Entwicklungen für mich zäh wie Kaugummi.

Zwei befindet sich von heute auf morgen in einer friedlichen Umgebung, in der es ihr an und für sich an nichts mangelt. Natürlich hat sie trotzdem Probleme. Allein schon deshalb, weil sie mit ihrer rauen Art, ihrem Äußeren und ihrem Pragmatismus nicht ins Bild eines braven Dorfmädchens passt. Es ist zwar nachvollziehbar, dass ihr so etwas wie Schulunterricht nach all den Überlebenskämpfen sinnlos vorkommt. Aber für mich hätte es keine 100 Seiten benötigen müssen, alle Integrationsschwierigkeiten im Detail durchzukauen. Man hat es auch nach 20 Seiten schon verstanden!

Dementsprechend glücklich war ich, als Zwei endlich zur Patrouille aufgebrochen ist. Ann Aguirre hat bereits in "Die Enklave" bewiesen, dass sie spannende Actionszenen schreiben kann. Hier hatte ich jedoch das Gefühl, dass sich die Szenen einfach nur beliebig wiederholen. Ständig steht die Truppe einer Übermacht Freaks gegenüber, aber, oh Wunder, sie gewinnen natürlich trotzdem "gerade so". Echte Verluste gibt es kaum, zumindest keine Namen, die einem wirklich etwas sagen würden. Nebenher läuft auch noch ein Liebesdreieck zwischen Zwei, Bleich und Pirscher. Und zwar das absolut Klassische. Hin - her - mit tragischen Entscheidungen, vielen Tränen und verletzten Gefühlen. Unnötig!

Für meinen Geschmack fehlen auch weiterhin echte Informationen über die zerstörte Welt. Es wird zwar erklärt, wie die Zuflucht entstanden ist, aber wieder nur im Expressdurchgang. Die Autorin beschränkt sich darauf nur den momentanen Punkt der Geschichte zu beleuchten, über den Rest der Welt bleibt man weiterhin im Unklaren. Ich finde, im Verlauf einer Reihe kann man schon mehr Zusammenhänge erwarten.

Fazit 
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Ich wurde das Gefühl nicht los, dass die Autorin mit diesem Band einfach nichts Ganzes und nichts Halbes zu erzählen hatte. Man lernt eine neue Art des einigermaßen friedlichen Überlebens kennen, in dem unsere Helden allem Anschein nach fehl am Platz sind. Das Einzige, wozu sie wohl gut sind, ist kämpfen und die Zuflucht zu verteidigen. Bei der stümperhaften Organisation fragt man sich dann, wie die Menschen dort so absolut wehrlos, ohne Zwei & Co, überhaupt überleben konnten. Wie gut, dass sie gerade jetzt aufgetaucht sind, wo ganz zufällig die Freaks alle am Rad drehen. So gesehen lässt sich die Handlung von "Die Zuflucht" in einem Satz zusammenfassen. Das ist mir persönlich für eine zufriedenstellende Fortsetzung einfach zu wenig!