Rezension

Miss Marple hoch 4

Der Montagsmordclub -

Der Montagsmordclub
von Richard Osman

Bewertet mit 5 Sternen

In bester britischer Tradition einer Agatha Christie gehen hier vier alte Menschen auf Mördersuche, und die Polizei kann nur staunen.

Very British aka Miss Marple hoch 4

Wer kennt sie nicht, die schrullige Miss Marple von Agatha Christie, im Film so herrlich von Margaret Rutherford dargestellt. Die alte Frau, die die kriminalfälle besser löst, als Scotland Yard. Und das versetzen wir in die Gegenwart, in eine luxuriöse Altersresidenz und setzen gleich 4 alte Menschen zusammen, deren Hobby es ist, ungelöste alte Kriminalfälle noch einmal aufzurollen und nach den wahren Tätern zu suchen. Es ist halt ein Hobby, es hat natürlich keine direkten Folgen. Aber dann: passiert ein Mord in ihrem unmittelbaren Umfeld, der Partner des Eigentümers wird nach einem Streit mit demselben ermordet.

Jetzt gehen Elizabeth, die ehemalige Geheimagentin, Ibrahim, der Wissenschaftler und Pedant, Ron, der ehemalige Gewerkschaftsführer, so streitsüchtig wie eh und je und die Neue in der 4er-Runde, Joyce, die ehemalige Krankenschwester, deren sehr erfolgreiche Tochter ihr hier das Leben und die Wohnung finanziert, aufs Ganze. Sie wollen helfen, sie nutzen ihr Insiderwissen, sie tricksen anfangs die Polizei aus, sehr amüsant, um dann doch konstruktiv mit Chris, dem ermittelnden Inspektor und Donna, der unterschätzen Ermittlerin zusammen zu arbeiten. Allerdings unter dem Vorbehalt, dass sie natürlich möglichst immer vorher wissen wer da mit wem was hatte. Hier kommen Elizabeth ihre alten Kontakte zugute, Joyce spannt ihre Tochter ein, um die Geschäftsbücher zu prüfen, da wird schon mal eine zusätzliche Leiche extra ausgebuddelt, extern untersucht und dann wieder vergraben, damit die Polizei sie auch finden kann.

Das alles ist so herrlich leicht überdreht, ohne verrückt zu sein, es ist amüsant, die Beschwerden des Alters kommen ebenso wenig zu kurz, wie die privaten Probleme der Ermittler. Und das, ohne von der Story abzuschweifen. Als der Hauptverdächtige („cui prodest“ – wer hat den größten Nutzen?) des ersten Mordes dann aber selbst das zweite Mordopfer wird, drehen unsere 4 Alten und die Polizei erstmal fürchterlich am Rad und sortieren sich neu. Jetzt treten uralte Mordfälle in den Vordergrund, doch wer ist so alt? Schnell sind die Bewohner der Residenz und damit auch unsere Hobby-Detektive im Fokus der Ermittlungen, als eine dritte Leiche nach Jahrzehnten gefunden wird. Das ist einfach nur herrlich, insbesondere wenn sich Ibrahim und Ron gegenseitig 7 von 10 Verdachtspunkten für den zweiten Mord geben.

Zum Schluss wird alles gelöst und es gibt ein relativ freundliches Happy-End – relativ, denn es geht  nicht ohne neue Todesfälle.