Rezension

Mit Allan Karlsson durch die Weltgeschichte

Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand - Jonas Jonasson

Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand
von Jonas Jonasson

Bewertet mit 5 Sternen

Es ist Allan Karlssons hundertster Geburtstag. Gleich wird die herrische Schwester Alice ihn aus seinem Zimmer im Seniorenheim Malmköping zur Feier im Gemeinschaftsraum abholen. Doch Allan hat keine Lust, ihm verlangt vielmehr nach einem ordentlichen Schnaps. Er klettert in Pantoffeln aus dem Fenster und gelangt zum Busbahnhof. Dort soll er für einen nervös wirkenden jungen Mann einen Koffer beaufsichtigen, während dieser zur Toilette geht. Doch als sein Bus ankommt, nimmt Allan den Koffer einfach mit. Von nun an sind im die Ganoven der Bande „Never Again“ auf den Fersen. Allan selbst macht wiederum Bekanntschaft mit dem Kleinkriminellen Julius, Imbissbudenbesitzer und Langzeitstudent Benny sowie der „Schönen Frau“, die einen Elefanten bei sich zu Hause hält. Mit „Never Again“ und der Polizei auf den Fersen, irrt die Gruppe durch Schweden. In Rückblenden erfährt man außerdem, was sich in Allans außergewöhnlichem Leben als Sprengstoffspezialist alles zugetragen hat und wie er es zustande brachte, mit amerikanischen Präsidenten, Stalin, Mao und Kim Il-Sung zu essen. Allan erlebt nicht nur den spanischen Bürgerkrieg, den Bau der Atombombe in den USA, das Leben im sowjetischen Gulag und den Koreakrieg, er stolpert mit seiner Unbekümmertheit immer genau in diese Situationen hinein. Das erinnerte mich sehr an „Forrest Gump“, obwohl Allan nicht unter mangelnder Intelligenz leidet. Er ist der Meinung, mit Schnaps würden sich viele Probleme von selbst lösen, unbekümmert, bauernschlau und ohne Ehrfurcht vor großen Staatsmännern. Irgendwie fügt sich immer alles zum Guten, sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart. Man mag dies als unglaubwürdig betrachten, für mich fügt es sich jedoch nahtlos in die feine Ironie ein, die sich durch das Buch zieht. Jonas Jonasson hat einen ganz eigenen Schreibstil. Was andere Autoren in wörtliche Rede packen, wird bei ihm oftmals indirekt aus der Erzählersicht und den Gedanken seiner Protagonisten beschrieben, anstatt sie es aussprechen zu lassen.
Mir hat die Geschichte des Hundertjährigen außerordentlich gut gefallen. Zum einen weil ich die Bezüge zur Weltgeschichte sehr schätzte, wie bei „Forrest Gump“, der zu meinen Lieblingsfilmen zählt. Zum einen weil ich den leicht ironischen, bisweilen sarkastischen Unterton, mit dem Jonasson seine Geschichte erzählt, sehr mochte. Ob nun alle historischen Ereignisse so abliefen wie geschildert, glaube ich nicht, aber das Buch hat mich zum Recherchieren animiert. Eine etwas andere Geschichte, mit Witz und Ironie geschrieben. Klare Leseempfehlung! Nun bin ich gespannt auf „Die Analphabetin, die rechnen konnte“.