Rezension

Mit Begeisterung ins Netz gegangen

Teufelsnetz -

Teufelsnetz
von Max Seeck

Das Teufelsnetz nimmt den Leser recht schnell gefangen und lässt ihn erst auf der letzten Seite wieder los. Max Seeck spinnt hier eine sehr spannende Geschichte, inklusive raffinierter Kniffe, toller Charaktere und einer unerwarteten Auflösung.

Zum Inhalt

In Helsinki verschwinden zeitgleich die beiden erfolgreichen Blogger Lisa Yamamoto und Jason Nervander. Mit diesem Vermisstenfall wird Jessica Niemi aus dem Gewaltdezernat der Polizei in Helsinki beauftragt. Zusammen mit ihrem Partner Jusuf macht sie sich auf die Suche nach ersten Hinweisen. Sind die beiden Blogger vielleicht absichtlich für die eigene Publicity von der Bildfläche verschwunden ? Oder steckt doch ein Verbrachen dahinter und leben die beiden Vermissten überhaupt noch ? 
Kurze Zeit später wird die Leiche einer jungen Frau am Strand gefunden. Sie ist wie ein Manga-Mädchen gekleidet und trägt ein rätselhaftes Brandmal. Jessica und ihre Kollegen vermuten bald einen Zusammenhang und stoßen dann auf ein skrupelloses, geheimes und gefährliches Netzwerk.

Mein Eindruck

Max Seeck konnte mich mit diesem Thriller rundum begeistern. Gleich zu Beginn stellen sich um die verschwundene Lisa Yamamoto viele Fragen, die sowohl Leser als auch die Protagonistin noch viele, viele Seiten lang beschäftigen werden. Mitunter sind es nur Kleinigkeiten, die einer verfahrene Situation wieder neuen Antrieb geben. Es sind aber auch die zahlreichen schwelenden Konflikte der toll gestalteten Charaktere, die Neugier wecken. Es gibt in jedem der kurzen Abschnitte etwas Neues oder Unerwartetes zu Entdecken. 
Thematisch geht es um die kriminelle Machenschaften eines Menschenhändlerringes. Die hier beschriebenen Vorgehensweisen erscheinen letztlich so realistisch, dass selbst die bekanntesten Social-Media-Plattformen plötzlich als Vermittler für obskure und schreckliche Geschichten betrachtet werden könnten. Man muss also gar nicht mal immer nur an das Darknet denken, dem diese Rolle üblicherweise zufallen würde.
Jessica Niemi, die Protagonistin, ist eine Persönlichkeit mit einer sehr speziellen Vergangenheit und einer besonderen Lebenssituation, die mir bisher auch noch nicht untergekommen ist. Aber auch ihre Kolleginnen und Kollegen sind sehr gut gezeichnet. Alle polizeilichen Charaktere erhalten ihre ganz eigenen Momente und bekommen ihren ganz individuellen Anteil an der Geschichte, was mir sehr gefällt. Dabei ist dies keine Selbstverständlichkeit, denn das Zusammenspiel des Teams ist auf Grund der Konflikte gar nicht so einfach.
Die Sprache empfinde ich als sehr angenehm. Auch Erzähltempo und die eingestreuten Perspektivwechsel tragen zu einem tollen und mitfiebernden Leseerlebnis bei. 
Wie ich feststellen durfte, ist "Teufelsnetz" der zweite Band der Jessica-Niemi-Reihe. Dies war mir zu Beginn der Lektüre noch gar nicht bewusst. Diese Geschichte kann aber vollkommen unabhängig gelesen werden. Sie macht Lust auf den ersten Teil und noch mehr auf sicher noch folgende Bände.

Mein Fazit

Diesem Thriller bin ich von der ersten bis zur letzten Seite ins Netz gegangen. Sowohl die raffiniert konstruierte Geschichte, die liebenswerten Charaktere, die Erzählsprache und -tempo sind hervorragend aufeinander abgestimmt und trifft hier zielgenau meinen Geschmack. Ich möchte diesen Thriller mit besten Wissen und Gewissen für Genreliebhaber empfehlen.