Rezension

Mit Botschaft

Was wir sind - Anna Hope

Was wir sind
von Anna Hope

Bewertet mit 4 Sternen

Das Buch hält unserer modernen Gesellschaft einen Spiegel vor. Besonders was die Rolle der Frau angeht.

Hannah, Cate und Lissa sind seit Jahren befreundet. Anfangs lebten sie gemeinsam in London, inzwischen haben sich ihre Leben in komplett unterschiedliche Richtungen entwickelt - einzige Gemeinsamkeit: keine ist wirklich glücklich. Die eine wünscht sich verzweifelt ein Kind, die andere ist mit ihrem überfordert. Und die dritte kämpft um beruflichen Erfolg.
Das Buch hält unserer modernen Gesellschaft einen Spiegel vor. Besonders was die Rolle der Frau angeht. Sie soll emanzipiert sein, mit Bravour sowohl Familienleben als auch Karriere unter einen Hut bringen. Dabei klug, hübsch, humorvoll und sympathisch sein. Das Buch zeigt, dass so enorm viel Druck entsteht, der nicht gesund sein kann und schon gar nicht glücklich macht.
Diese Aussage unterstützt die Autorin mit ihrem Schreib- und Erzählstil. In einer Welt, in der immer alles schneller wird, nimmt sie ihre Erzählung zurück, lässt sie ruhig, unaufdringlich und puristisch dahin fließen. Gleichzeitig schafft sie es mit wenig Worten ein gestochen scharfes Bild im Kopf des Lesers entstehen zu lassen. Manchmal habe ich eine Szene gelesen und vor meinem inneren Auge nicht nur die Handlung ablaufen sehen, sondern auch jedes kleine Detail erkannt - von den tausenden Staubkörnern, die im Raum flirren, bis hin zur Farbe des Lichts, das durch die Fenster fällt. Dann wieder zoomt die Autorin in die Supertotale und lässt den Leser nur Konturen und das grobe Ganze sehen. Dieser Aspekt ihres Schreibstils mit dem Wechsel zwischen Mikro- und Makroperspektive hat mir sehr gut gefallen. Nicht so begeistert bin ich von den häufigen Sprüngen zwischen Personen und Zeiten. Natürlich ist es essenziell für den Leser all diese Ebenen zu erfahren - es ist wichtig um die Geschichte und die Botschaft zu verstehen - aber es hat mir auch sehr das Lesen erschwert. Ich musst mich konzentrieren um immer die richtigen Personen in die richtige Beziehung zueinander zu setzen und ich brauchte meistens ein bisschen um mich nach einem Zeitsprung wieder zurecht zu finden.
Auch die Handlung hat mich nicht zu hundert Prozent abgeholt. Sie ist, wie der Schreibstil eher ruhig und zurückgenommen. Dadurch wurde es mir stellenweise etwas langweilig.
Dennoch hat mir das Buch gefallen. Die Autorin hat sich viele Gedanken dazu gemacht und kann, denke ich, im Gegenzug auch von dem Leser erwarten die Geschichte zu reflektieren, selbst einmal in den Spiegel zu schauen und dabei sowohl das große Ganze als auch die feinen Nuancen wahrzunehmen.