Rezension

Mit das Beste, was ich seit Langem gelesen habe.

KIN - Kealan Patrick Burke

KIN
von Kealan Patrick Burke

Bewertet mit 5 Sternen

~~Wenn man ein Fan von Horror ist, sei es nun aus literarischer Sicht oder aus filmischer, dann kennt man dieses Szenario. Eine Kannibalenfamilie mordet sich durch einen Haufen von Teenagern, Blut, Gedärme und Ekel wechseln sich ab, so dass man am Ende in einem nach Schweiß, Blut und Fäkalien durchtränkten Schlachthaus welcher Art auch immer steht und entweder den letzten Protagonisten fliehen sehen darf, oder dabei zuschaut, wie er oder sie kurz vor der vermeintlichen Sicherheit doch noch zu Fall gebracht wird.

Claire Lambert entkommt einem solche Szenario und mit ihrer Flucht beginnt ein Buch, welches ich so noch nicht gelesen habe. “KIN” von Kealan Patrick Burke sollte ab sofort zum Standartklassiker der Horrorliteratur ernannt werden, da dieses Buch so viel mehr ist als Folter und Tod. “KIN” gehört für mich zu den wenigen grandiosen Büchern, die alles haben. Spannung, Horror, Charakterstärke und -tiefe und eine Story, die einen emotional nicht mehr loslässt, fertig macht und am Ende nachdenklich zurücklässt.

Claire Lambert gelingt es aus den Fängen der Familie Merrill zu entkommen. Sie taumelt nackt, verstümmelt und blutend auf einer einsamen Landstraße vor sich hin, verfängt sich in einem Stacheldrahtzaun und nimmt dies kaum war, da ihr Verstand kaum noch vorhanden ist. In diesem Zustand wird sie von Pete und seinem Vater gefunden. Sie helfen dem Mädchen – gerade noch rechtzeitig, denn hinter dem nächsten Hügel war bereits ein Merrill-Sprössling kurz davor seine Beute wieder einzufangen. Claire hat das Massaker in Elkwood als einzige überlebt. Doch was passiert mit ihr, was geschieht mir all den Angehörigen, sowohl der Opfer als auch der Entflohenen? Was treibt die Familie Merrill zu ihren Taten und warum scheinen in Elkwood viele davon zu wissen und es tut doch keiner etwas dagegen? Mit diesen Fragen beschäftigt sich “KIN” und führt den Leser in die tiefsten Abgründe der menschlichen Seele – und darüber hinaus.

Burke hat diesen Roman unglaublich atmosphärisch, detaillegetreu, ja fast schon poetisch geschrieben. Bereits ab dem ersten Kapitel sieht, fühlt, schmeckt und riecht man, was vor sich geht, erlebt dies hautnah mit und schaudert. Ich habe nach dem ersten Kapitel erstmal zuschlagen, durchatmen und mich wappnen müssen, da ich bereits dort wusste, dass mich hier etwas Besonderes erwartet, dass mich mitreißen und nicht mehr loslassen wird.

Der Autor versteht es zudem eine unglaublich gute Charakterdarstellung zu zaubern. Nichts ist schwarz oder weiß, einfach nur gut oder böse. Egal, ob man sich gerade auf der Opfer- oder der Täterseite befindet, Burke schafft es real wirkende Menschen zu generieren. Er schafft es auch die Abgründe der Merrill-Familie darzustellen, ohne plakative eindimensionale Monster vorzustellen. Selbst die dort geschilderten Zustände und Abgründe sind so geschildert, dass sie einfach real wirken – real und schrecklich.

Meines Erachtens muss jemand, der sich als Horrorleser tituliert, dieses Buch einfach gelesen haben. Es ist heftig, es ist schrecklich, es ist menschlich und hart. Es ist einfach saugut und bisher mit das Beste, was ich dieses Jahr gelesen habe. Kealan Patrick Burke hat mich absolut überzeugt!