Rezension

Mit dem Balkan-Express nach Belgrad

Mord im Balkanexpress - Matthias Wittekindt, Rainer Wittkamp

Mord im Balkanexpress
von Matthias Wittekindt Rainer Wittkamp

Bewertet mit 5 Sternen

Matthias Wittekindt und Rainer Wittkamp schreiben mit Mord im Balkanexpress erschienen im Haymon Verlag einen historischen Kriminalroman der Extraklasse.

Inhalt/Klappentext:
Brisante Premiere im Burgtheater 
Wien, 1895: Alles, was in der glanzvollen Metropole der Donaumonarchie Rang und Namen hat, putzt sich heraus, um die Amtseinführung des neuen Burgtheaterdirektors zu feiern. Sogar Kaiser Franz Joseph hat sich angekündigt. Doch die Festivitäten enden in einer Tragödie: Als Kellner getarnte Terroristen verüben einen Bombenanschlag. Ihr Vorhaben, den Monarchen zu ermorden, schlägt fehl, aber die Gefahr ist damit längst nicht gebannt. 

Der Balkan ist ein Pulverfass … 
Christine, ein aufgehender Stern am Schauspielhimmel Wiens, überlebt das Unglück mit knapper Not. Zusammen mit ihrem Geliebten Albrecht, einem deutschen Agenten und Cousin Kaiser Wilhelms II., ermittelt sie auf eigene Faust und kommt einem Komplott anarchistischer Geheimbünde auf die Schliche. Die Spur führt die beiden auf den Balkan, in die serbische Hauptstadt Belgrad. Bereits die Reise dorthin entpuppt sich als dramatischer Wettlauf gegen die Zeit, denn die Hintermänner des Attentats planen bereits den nächsten Streich. Können Albrecht und Christine verhindern, dass ganz Europa im Chaos versinkt? 

Furiose Reise in die Zeit der Jahrhundertwende 
Matthias Wittekindt und Rainer Wittkamp lassen in ihrem fulminanten Kriminalroman die prachtvolle und spannungsgeladene Welt des Fin de Siècle zwischen Berlin, Wien und Belgrad lebendig werden. Lassen Sie sich in eine Epoche zwischen Glanz und Elend, zwischen Monarchen und Anarchisten, Militärs und Geheimbünden entführen. 

Persönliche Meinung:
Der historisch inspirierte Krimi, der sich nach Beschreibung der Autoren, fiktional im Umfeld dieser Zeit bewegt, erweckt sofort den Eindruck, man wäre mit der Zeitmaschine ins Wien des ausgehenden 19. Jahrhunderts transportiert worden. Die Sprache ist angenehm, nicht hölzern, sondern lebendig und charmant. Die Figuren und Orte erstrahlen vor der Erzählweise der beiden Autoren und bringen den Glanz dieser Zeit auf das heimische Sofa bzw. in den Kopf des Lesers. 
Die Seiten schmelzen nur so dahin und es ist eine Qual dieses Buch zur Seite zu legen und aufs Weiterlesen warten zu müssen. Sie schaffen es in die jeweilige Person hineinzutauchen und so wird dieses Buch trotz Hinweis für mich nicht zu einem einseitigen politischen Bild genutzt. Sehr wohl lese ich auch die Seite der Anarchisten und ihr Vorhaben nicht zwangsläufig als verwerflich, sondern nachvollziehbar. 
Eine Gesellschaft und eine Zeit sind für mich durch dieses Buch lebendig geworden und das in absoluter, fast spielerischer Leichtigkeit, ohne verstaubtes Historienwissen, sondern nah an den Menschen dieser Zeit. Man kann nur darauf hoffen, dass es ein Wiedersehen mit Christine und Albrecht gibt. Christine ist eine wahnsinnig toll ausgearbeitete Figur und fasziniert und erstaunt mich immer wieder aufs Neue. 
Dieses Buch hat mein Interesse an historischen Krimis geweckt, ob dies jedoch so schnell zu überbieten ist, wage ich aktuell zu bezweifeln.Vielleicht würde es ein 2. Teil schaffen ;-)  Klare und uneingeschränkte Leseempfehlung. Das Cover sieht wundervoll aus und das enthaltene Lesezeichen im Form einer Fahrkarte runden die exzellente illustratorische Arbeit ab.