Rezension

Mit dem zweiten Teil der Trilogie rund um Blum, hat der Autor wieder etwas unverwechselbares geschaffen.

Totenhaus - Bernhard Aichner

Totenhaus
von Bernhard Aichner

Bewertet mit 4 Sternen

Ich war damals in Totenfrau von Blum und ihrer Geschichte sehr angetan und nun geht es endlich weiter.
Anbei möchte ich gleich bemerken, daß man Band 1 kennen sollte um Blums Geschichte zu verstehen. Denn es gibt nicht allzuviel Rückblicke.
Nachdem Blum ihren Rachefeldzug vollendet hatte, holt sie nun die Vergangenheit ein.
Leichenteile der von ihr ermordeten Männer tauchen auf und Blum muss untertauchen.
Das fällt ihr unsagbar schwer, denn sie muss ihre beiden Kinder zurücklassen.
Aber nicht nur um die Vergangenheit geht es hier.
Wir tauchen ein in Blums Kindheit.
Blum entdeckt Dinge, die sie erschrecken und völlig neue Dinge offenbaren.
Sie beginnt sich zu fragen, was in der Vergangenheit passiert ist.
Wem kann sie noch trauen?
Sie begreift, daß der Schein oft trügen kann und niemals etwas so ist wie es scheint.
Die Dämonen und der Wahnsinn lauern überall.
Man kann es nicht sehen, aber es offenbart sich früher oder später.
Die Frage ist nur, ob es dann nicht schon zu spät ist.
Durch seine intensive, stakkatoartige Schreibweise die teilweise mit Dialogen einhergeht, schafft es Bernhard Aichner auf sehr subtile Art und Weise, eine enorme psychologische Spannung zu erzeugen.
Sie steigert sich im Laufe des Buches immer mehr, bis es zum gnadenlosen Showdown kommt.
Dieser gestaltete sich jedoch anders als erwartet.
Aber dennoch recht gelungen.
Sein Fokus liegt hier bei Blum und ihrer Geschichte.
Ich mag Blum, sie ist anders und das macht sie zugleich unverwechselbar.
Blums Leben ist von Schmerz und Leid gezeichnet.
Niemals war etwas leicht und mit jeder Zeile spürt man ihren inneren Kampf, ihre enorme Wut und ihre Verzweiflung.
Sie ist ein sehr facettenreicher Charakter, der immer wieder in einem neuen Licht erscheint.
Mir ist es noch immer nicht gelungen, sie ganz zu durchschauen.
Im zweiten Teil bringt der Autor neue Charaktere mit ein, die sehr vielschichtig gestaltet sind.
Deren Handlung ist undurchsichtig und ziemlich düster, aber auch emotionsgeladen.
Die einzelnen Handlungsstränge waren recht gut dargestellt und bauen aufeinander auf.
Auch wenn zunächst noch vieles ziemlich wirr erscheint, so endet alles doch in einem recht schlüssigem Bild.
Was mir besonders gut gefallen hat, der Autor setzt nicht auf Beschreibungen sondern intensiviert die ganze Handlung und ihre zentralen Personen.
Ich fand , man hätte jedoch etwas mehr Rückblicke einbauen können.
Denn ich hatte anfangs doch etwas Probleme wieder in Blums Geschichte hineinzufinden, daß gelang mir erst nach.
Dieses Buch erzählt vor allem von viel Leid, Wahnsinn und den ständigen Kampf gegen die inneren Dämonen.
Die Abgründigkeit der menschlichen Seele wird uns auch hier wieder sehr gut präsentiert.
Es ist immer wieder erschreckend, was man alles erkennen und erleben muss.
Sonderlich brutal ist die Handlung nicht gestaltet, so ist es auch für sanfte Gemüter geeignet.
Die Spannung ist hierbei eher unterschwellig spürbar, ein bisschen hat mir jedoch der Nervenkitzel gefehlt, das hätte dem ganzen noch mehr Schwung gegeben.

Hierbei erfahren wir die Perspektive von Blum. Was ihr eine besondere Tiefe verleiht. Ihre Handlungen und Gedanken waren stets gut nachvollziehbar.
Die Charaktere wirkten alle recht gut dargestellt.
Die einzelnen Kapitel sind eher kurz gehalten, so daß man sehr schnell durch ist.
Die Gestaltung der Seiten und der Kapitel hat mir recht gut gefallen.
Der Schreibstil des Autors ist fließend und mitreißend.
Durch diese unterschwellige Spannung übt das Buch immer mehr einen Sog auf den Leser aus, dem man sich nicht entziehen kann.
Das Cover und auch der Titel sind gut zum Buch gewählt.

Fazit:
Mit dem zweiten Teil der Trilogie rund um Blum, hat der Autor wieder etwas unverwechselbares geschaffen.
Es besticht vor allem durch psychologische Spannung und Tragik, die man mit jeder Zeile spürt.
Mir hat es bis auf kleine Schwächen wieder sehr gut gefallen.
ich muss jedoch auch sagen, daß es nicht für jeden etwas ist, man muss den Schreibstil des Autors mögen.
Ich vergebe 4 von 5 Sternen.