Rezension

Mit den Augen eines Jägers...

Blinder Instinkt - Andreas Winkelmann

Blinder Instinkt
von Andreas Winkelmann

Bewertet mit 5 Sternen

Aus einem Wohnheim für behinderte Kinder und Jugendliche verschwindet ein achtjähriges, blindes Mädchen. Mitten in der Nacht wurde Sarah aus ihrem Bett gerissen und nun fehlt von ihr jede Spur. Franziska Gottlob ermittelt zusammen mit Paul Adamek, bald erkennen sie Parallelen zu einem Fall der zehn Jahre zurückliegt. Damals verschwand Sina, die kleine Schwester von Max Ungemach spurlos. Auch sie war erst acht Jahre alt, rothaarig und von Geburt an blind. Die Kommissarin hofft, dass Max, mittlerweile ein Boxchampion, ihr helfen kann. Auch ihn quält immer noch der Verlust seiner Schwester und er möchte endlich wissen, was an dem Sommertag vor zehn Jahren mit ihr geschah.

Der Täter scheint ein Beobachter zu sein, ein Jäger. Jedoch ahnen die Ermittler nicht, auf welche perfide Weise er seine Opfer quält und was sie selbst erwartet, je näher sie ihm kommen.

Der Prolog, der eine Rückblende zu einem vergangenen Ereignis darstellt, ist verstörend und zieht einen sofort mitten ins Geschehen hinein. Andreas Winkelmann ist es wieder gelungen, mich das Gruseln zu lehren. Es sind diese kleinen profanen Dinge, mit denen er spielt, und eine ganze Bandbreite an Emotionen heraufbeschwört. Besonders die Dunkelheit, die das Opfer durch seine Blindheit umgibt und die dadurch geschärften anderen Sinne, machen das Albtraumszenario, das der Täter entworfen hat, noch schlimmer. Die einzelnen Charaktere wirken echt und in sich stimmig. Dieses Mal lässt der Autor den Leser längere Zeit darüber im Unklaren, wer der Täter ist, die Spannung bleibt aber auch später noch erhalten. Die kurzen Kapitel und der temporeiche Schreibstil tragen dazu bei, dass man Seite um Seite durch das Buch fliegt. Durch die verschiedenen Sichtweisen der Protagonisten und die Perspektivwechsel, erhält man die Möglichkeit an den Gedanken teilzuhaben und fühlt sich nahe am Geschehen. Rückblenden schärfen den Blick auf die Gegenwart. Wie auch schon die anderen Bücher von Andreas Winkelmann, wird auch dieses einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen. Vielleicht begegne ich den Kriechtieren im Keller nun mit anderen Augen...

"Blinder Instinkt" - ein Albtraum auf acht Beinen, der dem Leser jedes Härchen im Nacken einzeln aufstellt.