Mit der Kraft der Natur Heilung finden
Bewertet mit 4 Sternen
Die schottische Journalistin Amy Liptrot hat mit ihrem ersten Buch Nachtlichtereinen autobiographischen Roman geschrieben, in dem sie auf sehr ehrliche Weise den Umgang mit ihrer Alkoholsucht beschreibt.
Auf den Orkneyinseln am äußersten Rand von Schottland geboren und aufgewachsen, wird Amy Liptrot einerseits schon früh mit menschlichen Tragödien ( ihr Vater ist manisch-depressiv) konfrontiert. Andererseits erlebt sie die Orkadier als Menschen, die der rauen Natur die Grundlage für das eigene Leben abringen. Als junge Frau dann bricht sie auf in die Metropole London, um das Leben einer Großstädterin zu führen. Dort kostet sie das Leben, im wörtlichen Sinn fast bis zur Neige aus, gerät aber in den Abwärtssog des Alkohols, der sie am Ende nicht nur die Beziehung zu ihrem Lebensgefährten kostet. Amy wagt den Entzug und fasst nach einer Zeit des Trockenseins den Entschluss in ihre Heimat zurückzukehren.
Dort begegnet sie der Natur und den menschlichen sowie tierischen Bewohnen mit offenen Augen. Auf sich zurückgeworfen empfindet Amy an den vielen einsamen Tagen und Nächten zunehmend das Einssein mit sich selber als heilsam. Sie findet nicht nur die Lichter am nächtlichen Himmel, sondern entdeckt letztendlich auch Kräfte in sich, mit denen sie den Kampf gegen den Alkohol gewinnen kann.
Die detaillierte Beschreibung von Landschaft, Wetter, Bewohnern und Umständen des Lebens auf den Orkneys lässt Nachtlichter zu einem besonderen Buch werden. Obwohl es mir an manchen Stellen zu sehr in die Einzelheiten geht, scheint dies für die Geschichte notwendig zu sein, um die Verbindung zwischen Naturgewalten und menschlichem Handeln herzustellen. Scheinbar nebenbei und unaufgeregt legt Amy Liptrot dadurch ein Mosaikbild ihrer Heimat und macht damit diese unwirtliche Gegend zu einem Sehnsuchtsort.
Ein gewinnbringendes Buch für naturinteressierte Menschen, die sich nicht scheuen einen Blick in die menschlichen Abgründe zu werfen.