Rezension

Mit der leichtfüßigen Größe eines Elefanten

Die Reise des Elefanten - José Saramago

Die Reise des Elefanten
von Jose Saramago

Nun ist ein ausgewachsener indischer Elefant nicht gerade das, was man klassischerweise zu den gängigen Geschenken zählt, aber wenn man König Johann der Dritte von Portugal ist und anno 1551 in die Verlegenheit gerät, dem österreichischen Erzherzog (und späteren Kaiser) Maximilian in Wien ein angemessenes königliches Geschenk zu unterbreiten, ohne recht zu wissen was ein solches angemessenes königliches Geschenk eigentlich ist, und man gerade zufällig einen Elefanten bei sich herumstehen hat, von dem man sowieso nicht weiß wozu er eigentlich gut ist, dann mag ein solches Verlegenheitsgeschenk sicher angehen. Was wie die verrückte Ausgangsidee eines modernen Romanciers klingt, ist in Wahrheit eine auf historischen Tatsachen beruhende Fußnote in der Geschichte. Durch Zufall, so berichtet Saramago in seinem Nachwort zum Buch, sei er auf diese historisch belegte Anekdote gestoßen.

Aus dem Zufallsfund hat der große portugiesische Literat eine wunderbare kleine Erzählung gemacht, deren liebenswerter Charme vor allem in den Figuren steckt, die er zum Leben erweckt. Mit leisem Humor zeichnet Saramago die verrückte Wirklichkeit einer uns fremden und fernen Epoche. Fast erwartet man mit jedem weiteren Schritt, den der Elefant Salomon über die iberische Halbinsel macht, auf den berühmten Don Quichote und seinen Pagen Sancho Pansa zu treffen, deren Abenteuer nicht viel weniger absurd waren.

Doch obwohl das Ganze im 16. Jahrhundert spielt lässt Saramago keinen Zweifel daran aufkommen, dass er uns mit einem sehr modernen Blick durch diese historische Begebenheit begleitet. Das geschichtliche Ereignis - auch wenn er den Fakten chronologisch verlässlich folgt - ist ihm nur ein Anlass. Und so lässt er - leicht und scheinbar mühelos plaudernd - die Ereignisse dahinplätschern, um bei jeder Gelegenheit mit viel Ironie die weltlichen und klerikalen Mächte und ihre Hierarchien ins Visier zu nehmen. Dass er dabei seine Erzählung augenzwinkernd auch mit einer großen Prise Selbstironie würzt, rückt den großen Literaten menschlich nur näher an seine Leser heran.

Im Vergleich zu anderen Werken Saramagos, die ihren Lesern mit großer Wucht begegnen, kommt dieser Elefant auf leichten fast unscheinbaren leisen Sohlen daher. Eine Saramago-Light-Version ist dieses eher dünne Buch trotzdem nicht. Wer sich jedoch auf Saramagos besondere Sprache einlässt, wird bei dieser ungewöhnlichen Reise jede Menge kleiner Schätze heben.