Rezension

Mit diesem Buch kann ich nicht warm werden

Allegro Pastell - Leif Randt

Allegro Pastell
von Leif Randt

Dieses Buch habe ich zum ersten Mal kurz nach dem Erscheinen gelesen - bzw. nur angelesen und dann abgebrochen. Ich konnte aber auch gar nichts anfangen mit diesen beiden Protagonisten: Tanja, kurz vor ihrem 30. Geburtstag, und der ein paar Jahre ältere Jerome führen eine Fernbeziehung. Aber was ist das für eine Beziehung? Bei beiden hat man den Eindruck, dass sie sich nicht wirklich auf den Anderen einlassen und ebenso wenig auf andere Menschen und Erfahrungen, die sie machen. Sie erleben nicht, sondern sind immer damit beschäftigt, darüber nachzudenken, wie ihre performance wohl nach außen wirkt. So heißt es gleich am Anfang (S. 11): "Jerome kokettierte mit der Rolle des überglücklichen heterosexuellen Partners." und: "Jerome mochte den Gedanken, dass er sich selbst gegebenenfalls unerträglich finden würde, könnte er sich hier in der U4 von außen sehen." 

Dieses unechte Geseiere ist mir so auf die Nerven gegangen, dass ich das Buch im ersten Anlauf abgebrochen habe. Nun steht es auf der Nominierungsliste zum Deutschen Buchpreis 2020, und ich wollte ihm noch eine Chance geben. Dieser zweite Versuch hat mich viel Mühe gekostet. Letztendlich habe ich das Buch dieses Mal beendet, aber verdient das wirklich das Wort "lesen"? Wieder habe ich gar keinen Bezug gefunden, habe mich anöden lassen und mich gelangweilt. Wenn der Autor Leif Randt beabsichtigt hat, die Oberflächlichkeit und Hohlheit mancher Menschen zu zeigen, die mehr auf instagram (oder wie das alles nun heißt) leben als im rl, dann ist ihm das hervorragend gelungen; der Stil passt zum Inhalt. Insofern kann ich nachvollziehen, dass das für so manche Kritiker ein gelungenes Werk darstellt. Lesefreude, Genuss kam bei mir allerdings überhaupt nicht auf; es ist mir nicht gelungen, das ist Kunst anzusehen und zu würdigen.