Rezension

Mit Esprit, aber zu elitär

Die Kuh kennt keinen Feiertag - Bernd Gunthers

Die Kuh kennt keinen Feiertag
von Bernd Gunthers

Bewertet mit 4 Sternen

Dieser Regionalkrimi ist im Hohenloher Land, also rund um Schwäbisch Hall angesiedelt. Der Autor nimmt oft Bezug auf die schönen landschaftlichen und architektonischen Gegebenheiten, und auch so manch real existierender Gasthof findet positive Erwähnung.
In dieses Idyll platzt der Unfalltod eines Ultraleichtfliegers, der sich auf Insistieren einer guten Freundin des Toten, Milka Mayr, ziemlich schnell als perfider Mord herausstellt.
Milka ist eine sehr intelligente willensstarke Jungbäuerin, die mal eben so die Hofarbeit auf die restliche Familie abwälzt, um der Polizei (der Kommissar ist praktischerweise ihr Gspusi) massiv ins Handwerk zu pfuschen. Sie ist präsent bei Durchsuchungen und Befragungen, und sie kommt mir vor wie eine weibliche Dampflok, die alles plattwalzt, was sich ihrem Willen entgegenstellt.
Kurz gesagt, die Hauptperson ist für mich nicht zur Sympathieträgerin geworden und der ganze Ablauf der kriminalistischen Untersuchung mit diesen persönlichen Einmischungen ist total unrealistisch.
Davon abgesehen ist der Plot durchaus reizvoll. Es ergeben sich nämlich zwei Ermittlungsansätze: einmal läuft da unter der Hand eine Kungelei um nachbarliche Agrarflächen, zum anderen ist der Tote ein anerkannter Kunstsachverständiger, der eventuell der Kunstmafia in die Quere gekommen ist.
Leider läßt der Spannungsbogen zu wünschen übrig. Der Autor hat zuviel Freude an ausufernden Satzkonstruktionen, an Fremdworten, an Produktnamen und an Bonmots, die dem "gemeinen" Krimipublikum das flüssige Lesen und Mitraten erschweren.
Böse gesagt: wenn man keine Abitur hat, sollte man zu einem anderen Buch greifen oder eben permanent googeln.
Deswegen bekommt dieser eigentlich pfiffige Krimi einen fetten Stern von mir abgezogen, aber es bleiben immer noch 4 für die Bewertung übrig.