Rezension

Mit Fay durch London und Kairo

Das Amulett in der Wüste
von Fay Winterberg

Januar 2013 durfte ich den ersten Band der Reihe lesen. Meine Rezension dazu findet ihr hier. Meine Meinung war ziemlich gespalten und so war ich sehr gespannt, wie es mit der Reihe weiter geht und wie sich die Autorin entwickelt hat. Dass ich dafür mehr als 3 Jahre warten musste, hätte ich nie gedacht. Doch das warten hat sich gelohnt.

Obwohl ihr Vater davon nicht begeistert ist, taucht Lilith mehr und mehr in die Welt der Vampire ein und begleitet ihren Vater nach London zu einer Zusammenkunft der europäischen Vampirprinzen. Dabei lernt sie viel über die Geschichte der Blutsauger, die Beziehungen und Intrigen. Als Elisabeth, der Prinz von London, Lilith für einen archäologischen Auftrag nach Ägypten schickt, ist ihre Neugierde geweckt. Dabei stößt sie auf etwas Uraltes, dass besser im Sand der Wüste vergessen werden sollte.

 

Wer noch mal einen Blick auf meine Rezension zu Band 1 gelesen hat, weiß, dass ich hier und da einige Kritikpunkte hatte, aber Potential in der Geschichte sah. Dass sollte sich nun im zweiten Teil vertiefen.

Zuerst sei erwähnt, dass die Autorin viel an sich gearbeitet hat und das man das auch direkt merkt. Schon der erste Absatz floss dahin wie Softeis (was entgegen der Meinung der Autorin ein Kompliment ist). Der Stil ist greifter, alles wirkt runder und ergibt ein schönes Gesamtbild. So gelingt es der Autorin auch, die Stimmung viel besser einzufangen. Habe ich im ersten Band noch die Details zur Beschreibung der Welt vermisst, werden sie nun an passenden Stellen hübsch eingestreut.

Die Handlung fließt am Anfang sachte dahin. Das ist aber nicht schlimm und erstrecht nicht langweilig, denn es gibt dem Leser die Zeit, ganz ins New Steampunk Age einzutauchen und langsam an die Geschichte aus Band 1 heranzukommen. Man lernt viel über die neue Welt und die Vampire, so dass es vielleicht nicht spannend, aber interessant ist. Erst ab der Mitte nimmt der Roman an Fahrt auf, was der Autorin auch gut gelingt. Die Action baut sich richtig auf und lässt den Leser mitfiebern. Daher fand ich das Finale rund um das Amulett etwas fad. Es ging mir zu schnell und man hätte echt mehr draus machen können.

Lilith ist ein toller, leicht abgedrehter Charakter. Sie ist einem direkt sympathisch, hat Ecken und Kanten und wirkt deswegen nicht so wie die glatten Heldinnen aktueller Bestseller. Manchmal wirkte sie etwas naiv und brachte mich zum schmunzeln. Das machte sie aber irgendwie liebenswert. 

Wer Cliffhanger hasst, sollte definitiv die Finger vom Buch lassen. Zum einen hat das Buch einen wahnsinnig gemeinen Cliffhanger, der einen echt sprachlos und leer zurücklässt. Zum anderen müssen wir wahrscheinlich bis Frühjahr 2018 auf den dritten Teil warten. 

Ein weiterer kleiner Haken ist für mich die Flut von Namen. Es tauchen wirklich massig viele Charaktere auf und man weiß nie, ob sie nun wichtig sind oder nicht. Hinzu kommt der lange Abstand zu Band 1, so dass man da gerne mal den ein oder anderen Namen nicht mehr zuordnen kann. Manchmal hätte ich mir echt gerne ein Personenverzeichnis gewünscht.

Optisch ist das Buch natürlich - wie alle Art Skript Phantastik Bücher - ein Highlight! Nicht nur das überarbeitete Cover, auch die Innengestaltung ist der Wahnsinn und macht es zu einem Schmuckstück im Bücherregal. 

Wer Fay einmal lesen hören möchte, hat am 22.10.2016 auf dem BuCon in Dreieich die Chance dazu.

Wer Band 1 mochte, wird Band 2 lieben. Wer bei Band 1, wie ich, kritisch war, wird von Band 2 überzeugt. Wer die Reihe noch gar nicht kennt, sollte nun dringend mit ihr beginnen. Zukunft trifft Mythologie und Steampunk. Ein rundes Päckchen mit charmanten Charakteren, einer ausgefallenen Welt und einer guten Story. Fay Winterberg hat bewiesen, dass sie sich weiterentwickeln kann, und ich freue mich um so mehr auf Band 3.