Rezension

Mit Herz und Tiefe

Winterglitzern - Cara Lindon

Winterglitzern
von Cara Lindon

Bewertet mit 5 Sternen

„...Aber sie favorisierte die Unabhängigkeit und Selbstständigkeit von Katzen. Man musste mit ihnen nicht Gassi gehen, sondern durfte sich glücklich schätzen, wenn sie einem ihre Aufmerksamkeit schenkten...“

 

Es ist 10 Jahre her, dass Bree ihre Heimat in England verlassen hat, um als Katalogmodel in Amerika zu arbeiten. Vor allem ihre Mutter hat das nie als vernünftige Arbeit akzeptiert.

Mittlerweile drängen neue und jüngere Models auf den Markt. Bree muss sich langsam Gedanken über ihre berufliche Zukunft machen. Da erreicht sie ein Anruf ihres Vaters. Die Mutter muss zur Operation ins Krankenhaus und er bittet Bree, ihm im B & B zu helfen.

Ben Barnes arbeitet in der Hotelkette bei Mr. Miller in London. Seit seiner Trennung von Imogen, der Tochter des Chefs, ist er sich seiner Position nicht mehr sicher. Er liebäugelt mit einer beruflichen Veränderung. Imogen hatte nie Verständnis dafür, dass für ihn erst die Arbeit und dann das Vergnügen kam und dass er keine Sondervergünstigungen wollte.

Nun erhält Ben den Auftrag, sich ein altes Herrenhaus in St. Barth anzusehen und zu testen, ob es sich als Hotel eignet. Er mietet sich zusammen mit seinem Hund als angeblicher Schriftsteller in das B & B von Brees Eltern ein.

Die Autorin hat einen humorvollen Liebesroman mit Tiefgang im weihnachtlichen Cornwall geschrieben.

Der Schriftstil wirkt locker, ändert sich aber bei ernsten Themen. Dazu gehören die ersten Gespräche von Bree mit ihrer Mutter. Deren Kälte ist mit den Händen greifbar.

Bree hat nun Zeit, über ihr weiteres Leben nachzudenken. Ein Besuch beim Arbeitsamt lässt sie frustriert zurück Das folgende Zitat bringt das Problem genau auf den Punkt:

 

„...Wenn man nicht wusste, was man wollte, halfen sie einem nicht. Wenn man wusste, was man wollte, brachte man sie nicht...“

 

Für mich als Leser ist das Knistern zwischen Ben und Bree recht schnell spürbar. Doch vor einem Mehr liegen hohe Hürden. Ben ist nicht der, für den er sich ausgibt. Bree möchte mit Ben ins Bett, ist aber nicht an einer langfristigen Beziehung interessiert. Ben ist ein gebranntes Kind und will kein Verhältnis, dass keine Zukunft hat.

Natürlich haben bei dieser Autorin auch vierbeinigen Protagonisten ihren festen Platz. Bens Hund braucht dringend eine Erziehung. Bree, von der das Eingangszitat stammt, nimmt eine verletzte Katze auf, die ihr über den Weg gelaufen ist.

Auf eines kann sich Bree immer verlassen – auf den Beistand ihrer Freundinnen. Der Zusammenhalt hat sich in den vergangenen 10 Jahren nicht geändert. Dabei scheuen sie sich allerdings nicht, ihr notfalls deutlich die Meinung zu sagen.

Zu den Höhepunkten gehören die gut ausgearbeiteten Gespräche. Der Dialog mit der Mutter ist hart und voller Spannung, im Freundeskreis dominiert Leichtigkeit und Humor. Die Gespräche mit Ben führen ab und an zu Missverständnissen.

Land und Leute werden ausreichend beschrieben. Auch die Schattenseiten der Berufswelt kommen nicht zu kurz, wie das folgende Zitat von Ben beweist.

 

„...Das Hamsterrad sieht nur von innen wie eine Karriereleiter aus..“

 

Es zeigt außerdem, dass die Autorin das Spiel mit passenden Metaphern beherrscht und auch sarkastisch werden kann.

Ein Glossar, vier Rezepte und ein Nachwort vervollständigen das Buch.

Die Geschichte hat mir ausgezeichnet gefallen. Ich freue mich auf den nächsten Teil.