Rezension

Mit kleinen Abstrichen ein guter Auftakt

Cat & Cole 1: Die letzte Generation - Emily Suvada

Cat & Cole 1: Die letzte Generation
von Emily Suvada

Bewertet mit 3.5 Sternen

„Cat & Cole: Die letzte Generation“ ist ein schneller Teenager-Roadtrip, eine Dystopie mit vielen Wendungen, schlauen Kids, etwas Zombieflair und starkem Fokus auf technischen Ideen. Sehr unterhaltsam!

Am besten gefallen hat mir die junge Hackerin Cat. Catarina ist super! Sie ist tough und clever, hat oft einen Plan B in der Tasche und ist nicht auf den Mund gefallen. Die junge Hackerin lässt sich nichts vormachen, nichts vorschreiben. Sie denkt logisch und handelt auch so. Meistens jedenfalls!

Es gibt eine Lovestory und ein kleines, meiner Meinung nach überflüssiges Liebesdreieck zwischen Cat und Cole (Beschützertyp mit eisblauen Augen) sowie Cat und Dax (Intelligenzbestie mit smaragdgünen Augen). Der Liebesanteil lässt den Leser zwischen vielen Actionszenen etwas zur Ruhe kommen und fällt zum Glück unaufdringlich aus. Alles andere hätte zu dieser Geschichte auch nicht gut gepasst, denn sie ist ehrlich gesagt kein bisschen so rosig wie ihr Cover. Massensterben, Menschen, die detonieren wie Handgranaten und nur eine giftige, ansteckende, rosa Blutwolke hinterlassen. Die Idee ist schon etwas irre und eklig. Vor allem, wenn dann noch die Sache mit dem Menschenfleisch dazu kommt, das zwecks Immunität gegessen wird.

Ja, es geht hier ziemlich blutig zu. Arme werden aufgeschnitten wie frisches Brot. Und zwar mehr als einmal – weil die unter der Haut implantierten Kabel und Panels eben auch mal repariert und gehackt werden müssen. Die Protagonisten sind allerdings so unfassbar hart im nehmen, dass wenig Schrecken entsteht. Teilweise musste ich grinsen. Da liegen die Hauptpersonen fast im Sterben und im nächsten Moment vollbringen sie wahre (physische) Wunder. Das alles liest sich so unrealistisch, so hollywoodartig, dass die Altersempfehlung (ab 14!) aus meiner Sicht in Ordnung geht. Nötig wäre die wilde Blutspritzerei wahrscheinlich trotzdem nicht gewesen.

Gefallen hat mir das Grundthema. Wissenschaft versus Natur. Was darf Wissenschaft? Was nicht? Wann sollte dem natürlichen Forscherdrang des Menschen ein Riegel vorgeschoben werden? Bei Emily Suvada ist der worst case schon da: Forscher synthetisieren menschliches Erbgut, kombinieren es mit neuen Bausteinen, erschaffen künstliche Super-Menschen. Kommende Generationen werden sich mit diesem Thema wohl irgendwann auseinandersetzen müssen. In den Laboren der Gegenwart wird nämlich fleißg in diese Richtung geforscht. Jugendliche bekommen also nicht nur eine unterhaltsame Actiongeschichte, sondern auch Futter für die grauen Zellen.

Gestört hat mich das hohe Erzähltempo nach immer ähnlichem Muster: 1. Riesenproblem, 2. kurze Phase der Verzweiflung, 3. grandiose Lösung – und wieder von vorne. „Cat & Cole“ ist wie eine Achterbahnfahrt – hoch, runter, Überschlag. Dadurch bekamen die Szenen mit der Zeit für mich einen vorhersehbaren, leicht hektischen Einschlag. Bei meinem zweiten Kritikpunkt schließe ich mich einigen anderen Lesern an: Die technischen Aspekte waren mir bisweilen zu wirr erklärt. Oft hatte ich das Gefühl, Vorgänge nur vage verstanden zu haben. Etliche Fakten werden früh erwähnt, aber spät vertieft. Das hätte man strukturierter lösen können. Trotzdem kann man der Handlung größtenteils gut folgen. Man sollte vielleicht nicht den Anspruch haben, alles bis ins Detail zu verstehen.

Fazit: Klasse ist vor allem die gut aufgelegte, clevere Protagonistin. Die vielen technischen Ideen/Probleme machen auch Spaß, werden aber nicht immer nachvollziehbar erklärt und teilweise zu leicht gelöst. Mit „Ein-bisschen-mehr-Zeit-lassen“ innerhalb der Handlung und einer etwas systematischeren Beleuchtung der technischen Vorgänge wäre das Buch für mich ohne Einschränkung top! Ich bin nicht sicher, ob es eine Trilogie wird. Ein zweiter Teil erscheint auf jeden Fall. Ich bin gespannt, wie es weiter geht.