Rezension

Mit Metaphern geschmücktes Buch, das zum Nachdenken anregt

Die Welt ist eine Muschel - Alessandro D'Avenia

Die Welt ist eine Muschel
von Alessandro D'Avenia

Am Anfang hatte ich Schwierigkeiten in die Geschichte zu finden, aber dann war es ein Buch, das durchaus Eindruck hinterlassen hat.

Inhalt

An ihrem 14. Geburtstag geht Margherita mit ihrem Vater segeln. Sie ahnt nicht, dass sich ihr Leben bald massiv ändern wird. Nicht nur kommt sie aufs Gymnasium, sondern ihr Vater verlässt ohne eine Erklärung ihre Mutter und sie. Damit muss sie klar kommen, genauso wie mit den üblichen Fragen und Problemen des Erwachsenwerdens. Und dann verliebt sie sich auch noch...

Meine ausführlichere Meinung

Wer ein einfaches Jugendbuch nach dem üblichen Strickmuster erwartet, wird hier sicherlich überrascht werden. Denn wie schon der Klappentext zeigt, ist die Sprache sehr bildreich und poetisch. Das ist zum einen recht schön und es gibt viele Stellen, die einem zum Nachdenken anregen oder die man sich direkt unterstreichen möchte. Andererseits bremst es jedoch auch deutlich den Lesefluss und nimmt zumindest für mich dem Buch das realistische Element - die ganze Geschichte selbst bleibt für mich künstlich und eine Metapher.

Übrigens, die Metaphern. Die waren für mich doch etwas zuviel des Guten und leider von unterschiedlicher Qualität. Manches Mal wirken sie doch sehr unpassend und schief; dies kann jedoch durchaus erst durch die Übersetzung aus dem Italienischen passiert, da mag ich mir kein endgültiges Urteil über den Schreibstil des Autors erlauben.

Etwas weniger Bild- und Symbolhaftigkeit hätte dem Buch meiner Meinung nach gut getan. Nicht alles steht immer für etwas anderes oder hat eine tiefere Bedeutung! (Und ich rede hier noch nicht mal von den zahlreichen sprechenden Namen, wie etwa Margherita, deren Name "Perle" bedeutet, die ihre Trauer wie eine Muschel in sich einschließt und schließlich natürlich auch im Buchtitel zum Tragen kommt.)

Geschildert wird das Buch aus Sicht von Margherita, Guilio (einem Jungen, dem Margherita sehr zugetan ist) und einem Lehrer. Diese drei Figuren tragen auch die Geschichte zum großen Teil. Die Charaktere sind gut und detailliert ausgearbeitet, auch wenn sie für mich manches Mal doch etwas zu überzeichnet bzw. unrealistisch wirken, was meiner Meinung nach jedoch dem poetisch-künstlerischen Anspruches des Textes geschuldet ist.

Auch in die eigentliche Handlung selbst bin ich erst nach einer Weile reingekommen.

Ich rechne jedoch dem Buch hoch an, dass es zwar die ganze Zeit von einer deutlichen Melancholie geprägt ist, aber gleichzeitig doch auch zeigt, dass es Hoffnung gibt und wie wichtig es ist, die kleinen Dinge im Leben zu schätzen und wahrzunehmen. Es hat mich oft emotional sehr berühren können, weswegen ich ihm die Stellen, die für mich unpassend erschienen oder die etwas unverständlich waren, sodass man sie zweimal lesen musste, gerne verzeihe. Aber einen Stern Punkteabzug gibt es dafür trotzdem.

Und die Liebesgeschichte war mir auch eine Spur zu kitschig.

Fazit

Klare Leseempfehlung, es sei jedoch vor verqueren Metaphern und einigen Stellen, die den Lese- und Handlungsfluss stören, gewarnt.