Rezension

Mit viel frischem Fisch durch die Welt

Land & Meer
von Rick Stein

Bewertet mit 4 Sternen

Ich liebe kulinarische Weltreisen. Wann immer mich das Fernweh packt, ich aber nicht mit gepacktem Koffer selbst durch die Welt reisen kann, koche ich mich in die Ferne. So ist es nicht verwunderlich, dass ich auch Rick Steins "Land & Meer" (Originaltitel "Coast to coast") kaufen musste.

Schlägt man das Buch auf, sieht man als erstes eine Doppelseite leuchtender Zitronen. Man kann sie fast riechen, das kräftige Gelb strahlt einen an und ich bekomme sofort gute Laune - und Lust auf Limonade.

Auf 288 Seiten sind die Rezepte in sieben große Kategorien unterteilt:

- Großbritannien & Irland
- Westeuropa
- Mittelmeer & Nordafrika
- Indien
- Asien
- Australien & Neuseeland
- Nordamerika & Mexiko

Los geht es in Großbritannien. Es gibt etliche Rezepte, die ich sofort ausprobieren möchte: Hugos Fischfrikadellen, die Tarte mit Blue Vinny (einem mageren britischen Blauschimmelkäse, den man aber auch ersetzen kann), Chowder oder die Kartoffelpie mit Schellfisch. Die Zutatenliste für letztere ist aber beachtlich. Es muss jedoch nicht immer extravagant und teuer sein, es gibt auch einfache Rezepte wie Blumenkohlauflauf mit Käsesauce oder Sirupkuchen mit Sahneeis (dass Harry Potters Lieblingsgericht so eine Treacle Tart ist, das wisst ihr, oder?). Die sind dann jedoch für mich zumindest teilweise wieder so einfach, dass sie nicht wirklich interessant sind.

In Westeuropa gibt es italienische und französische Gerichte. Kabeljau, Seezunge und Sardinen kommen auf den Tisch und ein Rezept klingt verlockender als das nächste. Das Ziegenkäsesoufflé mit Thymian ist köstlich, dazu passt ein knackiger grüner Salat und man hat den französischen Sommer quasi auf dem Teller. Als Dessert gibt es ein Crème-brûlée-Eis, über das Rick Stein vollkommen ehrlich die Entstehungsgeschichte ausplaudert: Es ist das Resultat eines Missgeschicks! Und köstlich.

Im Mittelmeerraum und Nordafrika geht es weiter, mit Klassikern wie Moussaka oder Pizza Margherita und natürlich viel frischem Fisch: Gegrillte Meerbarbe, pochierter Rochen, Linguine mit Krebsfleisch. Von dort aus geht es weiter nach Indien, u. a. mit einem Lamm-Kartoffel-Curry, Matar Paneer oder Papadams mit Garnelen gefüllt. Klassische indische Gerichte werden hier mit eigener Note versehen und laden ein zu einer Reise der Aromen. Im Asien-Kapitel gibt es Klassiker wie Sushi oder Tempura, aber auch eine thailändische Fischsuppe und japanische Fischküchlein.

Es folgt ein Abstecher nach Neuseeland und Australien, wo Austernsuppe, sautierter Wildlachs, gepökelte Entenbrust mit Melone sowie gegrillte Stubenküken serviert werden. Das klingt zwar alles sehr reizvoll - aber auch hochpreisig und extravagant. Dieses Kapitel ist definitiv nicht für meinen Alltag geeignet, es lädt aber natürlich zum Träumen ein. In Nordamerika geht die Reise bunt zuende, mit Chowder und Steaks, aber auch wieder mit Austern, Jakobsmuscheln und vielen weiteren Meeresfrüchten.

Fazit:

Es wurde vielleicht schon deutlich: In den meisten Rezepten werden sehr viele und überwiegend auch sehr teure Zutaten benutzt, Fisch steht dabei im Mittelpunkt. Fast alles würde ich liebend gerne essen, wenn ich im Urlaub bin und es mir gut gehen lassen möchte. Wenn ich mir den Urlaub nach Hause holen möchte, dann ist das natürlich schwieriger. Für besondere Gelegenheiten ist ein Griff zu diesem Buch eine absolute Empfehlung. Für den Alltag für mich, meine Küche und mein Budget leider nicht.

Davon abgesehen handelt es sich um ein wunderschönes Buch, die Bilder sind sehr ansprechend, wenn auch überwiegend von einzelnen Zutaten und weniger von fertigen Gerichten. Auch Layout und Schriftgestaltung gefallen mir enorm.

Ich habe ja einige Weltreisenkochbücher und muss gestehen, dass ich die meisten anderen Bücher diesem vorziehen würde. Frei nach Mario Simmels "Es muss nicht immer Kaviar sein": Man kann auch mit einfacheren Mitteln ein Urlaubsgefühl auf den Tisch zaubern und sich auf kulinarische Weltreise begeben. Wer aber so richtig genießen will, eine gute Bezugsquelle für frischen Fisch und Lust auf hervorragende Küche hat, der sollte Rick Steins Buch unbedingt in Erwägung ziehen.