Rezension

Mit Wow-Effekt

Kernstaub - Marie Graßhoff

Kernstaub
von Marie Graßhoff

Bewertet mit 4 Sternen

Marie Graßhoff verzaubert mal wieder mit ihrem wundervollen Schreibstil und erschafft eine so komplexe Welt und Story, dass es etwas Zeit braucht diese zu verarbeiten. Man wundert sich, wie jemand noch so junges es schafft ein solches System, wie es in "Kernstaub" vorkommt zu entwickeln und all das auf Papier zu bringen und in einer Geschichte zu verstauen.
Ich muss ehrlich sagen das ich selten ein so durchdachtes aber auch komplexes Buch gelesen habe. 

Es fühlt sich an als habe die Autorin das Universum und all das Leben und all die Prozesse des Seins neu erfunden. 
Am Anfang war es etwas schwierig sich das System und die Welt überhaupt vorzustellen, doch im Verlauf des Buches hat Marie es geschafft dem Leser die Welt des Buches verständlich nahezubringen, auch wenn ich persönlich es wahrscheinlich noch ein zweites Mal lesen müsste, um jedes Detail zu verstehen. 
Es war wirklich einmal ein ganz anderer Lesegenuss ein Buch mit dem Hauch von Philosophie und Wissenschaft zu lesen bei dem man selbst noch ein wenig herausgefordert wird mit Aufmerksamkeit zu lesen und nicht einfach nur über die Seiten zu fliegen. 
Normalerweise lese ich Bücher, egal mit welcher Seitenzahl, gerne innerhalb eines oder maximal zweier Tage, aber bei "Kernstaub" habe ich das "Buch" auch gerne zur mal zur Seite gelegt und darüber nachgedacht. Dazu regen auch die philosophischen Gedankengänge in der Geschichte an.

Ich finde es gut, dass wir erst mit den wiederkehrenden Erinnerungen des Hauptcharakters, Mara, mehr über das System erfahren und so Schritt für Schritt eingeführt werden.
Sehr gut gefallen haben mir auch die Rückblicke/Erinnerungen. Vor allem die aus dem Jahre 2008 mit Mara und ihrem Bruder. 

Doch trotz meiner Kritik gibt es einen kleinen Abzug im Sterne-Rating. 
Auch wenn das Buch darauf aus war, so schien es zu mindest, war es für mich manchmal schon etwas zu viel Philosophie und Gedanke und zu wenig Aktion und Spannung. Vor allem in der ersten Hälfte. 

Auch den Wechsel zwischen dem normalen und dem ewigen Namen hat mich anfangs oft verwirrt, da ich kein Schema entdecken kann, wann welcher Name verwendet wird. Es wirkt etwas wahllos, vielleicht um Namenswiederholungen zu vermeiden, gewählt und das verwirrt auch ein wenig beim lesen.

Alles in allem eine wunderbare Leistung von Marie. Ich habe den Drang sofort den zweiten Teil zu lesen, aber da muss ich mich jetzt leider in Geduld üben. 

Übrigends mein Lieblingszitat...einfach wundervoll <3
"Es war schon eine seltsame Sache mit den Gedanken. Überließ man sie sich selbst, schienen sie zu wanken und zu taumeln, manchmal zu wissen, manchmal zu zweifeln. Aber nahm man sie an die Hand, waren sie so leicht in helle oder dunkle Winkel zu locken, eben dorthin, wo man sie haben wollte."