Rezension

mitreißend und fesselnd...

Vollendet - Der Aufstand - Neal Shusterman

Vollendet - Der Aufstand
von Neal Shusterman

Bewertet mit 4 Sternen

Inhalt:
Nachdem Connor, Risa und Lev dem Ernte-Camp und somit ihrer Umwandlung entkommen konnten, ist viel passiert.
Conner leitet nun das Lager für die flüchtigen Jugendlichen, deren Zahl immer weiter ansteigt. Auch Risa hat als Chefsanitäterin einen großen Posten, jedoch hadert sie immer mehr damit, dass sie im Rollstuhl sitzt. Sie befürchtet für Conner nur eine Last, anstatt eine Hilfe zu sein. Lev steht nun unter Hausarrest, aber als es einen Anschlag gibt, muss er wieder fliehen.
Doch auch die Gesetze haben sich verändert. Die Altersgrenze für die Umwandlung wurde auf das 17. Lebensjahr herabgesenkt. Eigentlich sollte dies einen positiven Effekt für die Wandler haben, doch nun werden die Spenderorgane immer knapper und Teile vom Schwarzmarkt immer interessanter…

Meinung:
Also vorne weg, hierbei handelt es sich um den 2. Teil einer Reihe und man sollte unbedingt den Vorgänger gelesen haben, da man der komplexen Geschichte sonst wahrscheinlich kaum folgen kann.

Bei mir ist es noch gar nicht lange her, dass ich den 1. Teil gelesen habe und dementsprechend dachte ich, dass ich dieses Mal eigentlich gut ins Buch finden müsste. Doch leider hatte ich auch dieses Mal, zu Beginn, wieder einige Probleme in die Geschichte zu finden und mich mit den Charakteren zu identifizieren. Das liegt daran, dass zum Einstieg nun nicht die bereits wohlbekannten Figuren von Connor, Risa und Lev erscheinen, sondern drei komplett neue Charaktere vorgestellt werden. Starkey, Miracolina und Cam.

Zusätzlich ist auch der Schreibstil des Autors, genau wie im ersten Teil, wieder sehr eigen und speziell. Die Handlung wird aus der dritten Person geschrieben und wechselt sich kapitelweise zwischen den einzelnen Charakteren ab. Dabei wird man auch wieder direkt in die Geschichte geworfen und ich habe durch den vermehrten Sichtwechsel, sowie die nüchterne Erzählweise wieder ziemlich lange gebraucht um eine Beziehung zu den Figuren aufzubauen. Aber die meisten der ziemlich eigensinnigen und hervorstechenden Charaktere haben es mir sowieso nicht ganz leicht gemacht…

Starkey ist als Kind gestorcht worden und als er nun umgewandelt werden soll, kann er fliehen. Obwohl ich wenigstens versucht habe, ihm eine faire Chance zu geben, ist er einfach total unsympathisch und extrem hinterlistig. Je weiter die Geschichte vorangeschritten ist, desto mehr wuchsen meine Aggressionen auf ihn und wollte ich ihn nur zu gern mit eigenen Händen aus dem Verkehr ziehen…
Miracolina ist eines der Zehntopfer und möchte unbedingt umgewandelt werden. Auch sie fand ich zu Beginn einfach total unsympathisch, aber mit der Zeit kommt sie doch ins Wanken und macht dadurch eine glaubhafte Entwicklung durch, die sie um einiges sympathischer erscheinen lässt.
Cam ist etwas ganz besonderes und seine Hintergründe sind lange Zeit ziemlich undurchsichtig. Doch gerade das verleiht ihm eine gewisse Neuartigkeit und sorgt dafür, dass er sich von den restlichen Charakteren abhebt. Eigentlich kann es ihn gar nicht geben und er ist ein noch unbeschriebenes Blatt, das sich im Laufe der Geschichte stetig weiterentwickelt und sich für eine Seite entscheidet.

Gott sei Dank spielen aber auch Connor, Risa und Lev noch eine große Rolle und mischen wieder kräftig mit. Auch in diesem Teil müssen sie viel durchmachen und große Verluste hinnehmen.

Die Handlung selbst ist dem Autor wieder sehr gut gelungen. Zum einen behandelt er wieder die gesellschaftskritischen Themen in Bezug auf Abtreibung und Transplantation. Der Fokus liegt zwar nun nicht mehr so extrem auf der Umwandlung selbst, sondern eher auf den Jugendlichen, die zu überleben versuchen, aber auch auf den Hintergründen und den Organisationen dahinter. So werden in den Kapiteln immer mal wieder erschreckende Werbeanzeigen von den Befürwortern der Umwandlung eingeworfen, die schon ziemlich makaber erscheinen. Je mehr sich das Buch dem Ende nähert, desto spannender und ergreifender, aber, zum Teil auch, grausamer wird es. Man kann es kaum noch aus der Hand legen und ist nach dem perfekten Showdown einfach geplättet.

Fazit:
Obwohl ich wieder meine Probleme hatte, in das Buch zu finden und mich mit den Charakteren zu identifizieren, hat es der Autor dennoch erneut geschafft, mich mit dem Fortschreiten der Handlung immer mehr in seinen Bann zu ziehen. Die Geschichte ist extrem mitreißend, lebt durch viele unvorhergesehen Wendungen und hebt sich deutlich von anderen Dystopien ab. Am Ende gibt’s 4 von 5 Sternen und eine Leseempfehlung für alle Dystopieliebhaber.