Rezension

Mitreißende Fortsetzung

Wir gegen euch - Fredrik Backman

Wir gegen euch
von Fredrik Backman

Bewertet mit 5 Sternen

Noch immer liegt den Bewohnern von  Björnstadt, der kleinen Stadt, die mitten in den schwedischen Wäldern liegt, viel am Eishockey-Sport und dem Erhalt ihres Teams. Doch nach den dramatischen Ereignissen, die dafür gesorgt haben, dass ein ganzer Ort spüren konnte, wie es ist, wenn die Entscheidung eines Einzelnen Auswirkungen auf alle Bewohner hat, droht die Gemeinschaft weiterhin auseinanderzubrechen. Dabei sollten doch eigentlich alle zusammenhalten und ein gemeinsames Ziel verfolgen. Doch Hass und Gewalt sind große Gefühle, die sich nicht so leicht in Schach halten lassen.... 

"Wir gegen euch" ist die Fortsetzung zu "Kleine Stadt der großen Träume". Man kann den aktuellen Ereignissen sicher auch dann folgen, wenn man den ersten Teil nicht gelesen hat, da der Autor wichtige Hintergrundinformationen in die Handlung einstreut. Dennoch ist es nicht empfehlenswert, da man die Dynamik in der Stadt einfach besser nachvollziehen kann, wenn man die Bewohner, mit all ihren Eigenarten und Ansichten, bereits kennt und im ersten Band ausführlich erfahren hat, wie es dazu kam, dass Hass und Gewalt überhaupt eine Chance bekamen, in das kleine Städtchen einzuziehen. In dieser Fortsetzung erfährt man nun wie es weitergeht. 

Bereits in der Einführung deutet der Autor an, dass es ein schlimmes Ende nehmen wird. Doch wie genau das aussehen und wen es betreffen wird, erfährt man nicht. Dadurch ist das Interesse an der Stadt, den Bewohnern und den unterschiedlichen Schicksalen allerdings sofort wieder geweckt. Außerdem schwebt eine unterschwellige Anspannung zwischen den Zeilen, die von Anfang an einen großen Reiz ausübt.  

Backman erzählt die Geschichte auf seine einzigartige Weise. Der Schreibstil ist ruhig und gelegentlich geradezu poetisch. Mit Formulierungen, die es auf den Punkt bringen, schafft er es mühelos, Personen und Handlungsorte zum Leben zu erwecken und ganz nebenbei noch zum Nachdenken anzuregen. All die unterschiedliche Charaktere wirken, jeder für sich, einzigartig und absolut authentisch. Denn keiner ist unfehlbar. Sie alle haben Stärken und Schwächen und handeln nachvollziehbar. Das ist auch der Grund, warum man mühelos in die Handlung eintauchen kann und dabei das Gefühl hat, selbst ein Teil der Stadt zu sein. Backman gelingt es auf wunderbare Art und Weise, problematische Themen anzusprechen, ohne dabei den erhobenen Zeigefinger zu benutzen. Was man hier liest, wirkt ausgesprochen einfach und klar. Man wird auf eine emotionale Berg- und Talfahrt mitgenommen, bei der man hinter die Fassaden der Bewohner schaut. Dabei wird einem längst nicht alles gefallen, was man zu lesen bekommt. Doch gerade das macht die Geschichte so authentisch. 

Ich habe bisher fast alle Bücher von Fredrik Backman gelesen. Dabei konnten mich der wunderbare Schreibstil und die Beschreibungen der Charaktere jedes Mal überzeugen. Vom Vorgängerband "Kleine Stadt der großen Träume" war ich so begeistert, dass ich ihn in meiner damaligen Rezension als den besten Backman, den ich bisher gelesen habe, bezeichnet habe. Das muss ich nun allerdings korrigieren, denn mit "Wir gegen euch" ist es dem Autor, meiner Meinung nach, gelungen, sich selber zu übertreffen.