Rezension

Mitreißende und bewegende Bildersuche

Die Liebenden von Nizza -

Die Liebenden von Nizza
von Johanna Laurin

Bewertet mit 4 Sternen

Bewegende und mitreißende Geschichte über Liebe,Kunstraub und den zweiten Weltkrieg, erzählt auf zwei Zeitebenen.

Die Liebenden von Nizza erzählt auf zwei Zeitebenen die Geschichte über das verschwundene Mittelbild eines Triptychons. Im Zentrum der Vergangenheit stehen Charlotte und Henri, deren Liebe die Irrungen und Wirrungen von zwei Weltkriegen trotzt und in der Gegenwart Romy und Adam zueinander führt.

Der Vergangenheitsstrang besticht durch starke Figuren, die in vielen Situationen über sich hinaus wachsen und in der wohl schwersten Zeit der Geschichte einfach überleben wollten. Dennoch werden auch Zweifel dargestellt, z.B. bei Charlotte als es um die Unterstützung der Resistance ging, aber auch bei Francine und Etienne, die zwar immer helfend zur Seite stehen, aber dennoch am liebsten ganz für sich leben würden, zurückgezogen und in Sicherheit.

Ich habe die Freundschaft zwischen den Frauen während des Ersten Weltkrieges sehr gemocht, wie sie füreinander da waren und sich gegenseitig gestützt und unterstützt haben, auch über den bzw die Kriege hinaus. Ich habe die Zerrissenheit Edouards gespürt, der wie sein Vater sein wollte und dennoch bis in die Gegenwart mit sich haderte.

Der Gegenwartsstrang mit Romy und Adam hat mich wieder einiges gelehrt, über das Thema Raubkunst/Nazikunst wusste ich bisher sehr wenig, aber nun bin ich um einiges schlauer. Ich finde die Thematik als solches sehr interessant und auch die Steine, die einem von öffentlichen Stellen in den Weg gelegt werden, sind glaubhaft dargestellt. Dafür waren mir die Offenbarungen der Privatleute fast etwas schnell, als würden diese nur drauf warten, dass sie auf dieses Thema angesprochen werden.

Ich fand beide Zeitstränge sehr interessant und unterhaltsam, wobei mir der Vergangenheitsstrang etwas besser gefallen hat. Auch wenn mir die Rahmenhandlung im ersten Weltkrieg etwas unglücklich gewählt wirkt, denn so wirkliche Schlachten in der Nähe von Nizza sind mir nicht bekannt, welche ein Lazarett mit den geschilderten Verletzungen und Behandlungen erklären würden. Dennoch war dieser Strang atmosphärisch und erzählerisch sehr dicht und konnte mich überzeugen.

Die Gegenwart hat mir ein paar Probleme bereitet, denn sowohl Romy als auch Adam bekam ich nicht wirklich zu greifen. Bei Romy war mir die Geschichte mit ihrer Schwester etwas zu viel bzw wirkte sie wie Füllmaterial, Adam hingegen kam so gut wie gar nicht zur Wirkung, denn über seine Vergangenheit und die Beweggründe warum er sich so in diese Suche eingebracht hat, waren mir etwas zu flach dargestellt.

Dennoch hat mir dieser zweite Roman der Autorin ein kleines bisschen besser gefallen als Die Bucht der Lupinen, auch wenn es hier gewisse Parallelen gibt. Es wirkt bei beiden Büchern so, als hätte Johanna Laurin ein absolutes Händchen für die Geschichten der Vergangenheit, was mir außerordentlich gut gefällt.