Rezension

Mitreißender Abschluss der Trilogie

Feuerfrühling
von Peer Martin

Bewertet mit 5 Sternen

Taschenbuch: 523 Seiten

Verlag: tredition (13. Oktober 2017)

ISBN-13: 978-3743959415

empfohlenes Alter: ab 16 Jahren

Preis: 15,99€

auch als Hardcover und als E-Book erhältlich

 

ACHTUNG: Dies ist der 3. Band einer Trilogie. Meine Rezension enthält SPOILER zu den ersten beiden Bänden „Sommer unter schwarzen Flügeln“ und „Winter so weit“. Bitte nur weiterlesen, wenn ihr die Vorgängerbände schon kennt.

 

Mitreißender Abschluss der Trilogie

 

Inhalt:

Calvin, Nuri, Kamal, Dschinan und die Kinder haben in Arsal im Libanon eine kleine Verschnaufpause, bevor sie wieder fliehen müssen. Die Stadt ist nicht mehr sicher, und eigentlich wollen Calvin und Nuri ja auch wieder nach Deutschland. Vor ihnen liegt eine beschwerliche und gefährliche Reise, auf der sie immer wieder machtlos der Willkür anderer ausgesetzt sind. Nicht wirklich ein Wunder, dass Calvins Wut wieder hochkocht und alles zu zerstören droht …

 

Meine Meinung:

Die ersten beiden Bände waren einfach großartig, und der dritte steht ihnen in nichts nach. Peer Martin versteht es, mit seinem tollen Erzählstil die Lesenden zu fesseln und ganz tief in diese Geschichte hineinzuziehen. Ja, man hat beim Lesen den Eindruck, mit den Protagonisten auf der Flucht zu sein und all die Ungerechtigkeiten, die ihnen widerfahren, am eigenen Leib zu spüren. So entwickelte auch ich eine unbändige Wut und konnte Calvin so gut verstehen. Es ist zu viel Schlimmes passiert, das muss einen Menschen seelisch kaputt machen. Immer öfter schleicht sich wieder die Gewalt in Calvins Denken und Handeln, was auch die Liebe zwischen ihm und Nuri belastet. Wir haben es hier also nicht mit einer süßen Romanze zu tun, sondern mit einer großen Liebe, von der man nicht weiß, ob sie den Irrsinn am Ende überstehen kann. 

 

Parallel gehen die Ereignisse auch in Berlin weiter. Hier entwickelt sich Cindy zu einer starken Frau. Gegen Pascal wird wegen des Brandes im Asylbewerberheim ermittelt. Der Prozess steht bevor. Auch Nuri und Calvin wollen als Zeugen aussagen, doch dafür müssen sie rechtzeitig nach Deutschland gelangen. Bei all den Rückschlägen, die sie immer wieder hinnehmen müssen, ist das gar nicht so einfach.

 

Peer Martin verlangt viel von seinen Lesern. Was er erzählt, ist hart und belastend, kaum auszuhalten. Dabei decken sich die Erlebnisse seiner Figuren mit dem, was man immer wieder in der Zeitung liest oder in den Nachrichten hört. Gerade diese Realitätsnähe ist es, die die Lektüre schwer verdaulich macht. Denn auch wenn die Geschichte von Nuri und Calvin Fiktion ist, so ist doch alles auch irgendwie und irgendwo real. 

 

Doch zum Glück lässt der Autor uns damit nicht im Regen stehen. Nach besonders schlimmen Ereignissen bekommen wir durch einen Perspektivwechsel wieder Hoffnung serviert. Auch die leichte, poetische Sprache sorgt für Schönheit in der schwarzen Realität. Und natürlich tragen auch die Kinder zur Auflockerung bei, die viele Dinge ganz unbedarft betrachten und mit ihren klaren Worten für ein Schmunzeln sorgen. Ganz besonders kann man hier den Stoffaffen ins Herz schließen, der so manche üble Situation in Wohlgefallen auflöst. 

 

Besonders beeindruckend fand ich einige Charaktere, die herausstechen, indem sie helfen. Da gibt es Menschen, die selbst kaum etwas haben, dieses Wenige aber gerne teilen. Es gibt aber auch Menschen, die es sich leisten können zu helfen und dies auch tun, während andere aus dem Unglück der Flüchtlinge noch Profit ziehen wollen.

 

„Es ist ziemlich einfach, ein guter Mensch zu sein, wenn man nicht fliehen muss. Und wenn man das nötige Kleingeld hat.“ (Der Dottore, S. 302)

 

Die Trilogie:

1. Sommer unter schwarzen Flügeln

2. Winter so weit

3. Feuerfrühling

 

★★★★★