Rezension

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Mitreißendes Hörerlebnis

Herzriss
von Britta Sabbag

Bewertet mit 5 Sternen

Sanny „Red“ Tabor ist zurück! Und mit ihr die Jungs der Band Crystal: allen voran Bassist Greg, mit dem sie seit Ende der großen Sommertour zusammen ist, der Schlagzeuger Lex, Gitarrist Schleicher, Keyboarder Flocke und Sänger Tobi. Aber auch Michelle und Kira sind wieder mit von der Partie. Und selbstverständlich dürfen auch Lisa, Sannys überfürsorgliche Mutter und Sannys Paps nicht fehlen. Mittlerweile sind drei Monate vergangen seit der großen Crystal-Tour durch Deutschland in den Sommerferien und Sanny genießt mit Greg ihre erste große Liebe. Alles ist neu und ungewohnt und die beiden verbringen so viel Zeit wie möglich. Auf der Bandtour im Sommer haben die Jungs Jazz, einen Artist-Scout aus Berlin, kennengelernt, sie lädt die Jungs ein für ein Vorspiel und gemeinsam macht sich die Band mit den Mädels auf den Weg nach Berlin (wie schon in Stolperherz). Doch der Berlintrip endet anders als erwartet und plötzlich steht die Band vor einer Zerreißprobe, denn nur Bassist Greg bekommt einen Plattenvertrag angeboten. Eine Tatsache, die auch Sanny zum Nachdenken und Zweifeln bringt: Hat ihre Liebe überhaupt eine Chance, wenn Greg bald länger durch Deutschland tourt, große Karriere macht und nur noch selten zu Hause ist? Als wäre das nicht schon genug Wirrwarr in ihrem Kopf und Herzen hat Sanny auch zu Hause noch Probleme: Ihre Eltern stecken mitten in ihrer Scheidung, versuchen sie hin- und herzuziehen und Sanny bemerkt, dass ihre Kindheit langsam vorbei ist und das anstrengende Erwachsenenwerden anfängt. Und zu allem Überfluss stellt sie inmitten von diesem Gefühlschaos auch noch fest, dass der Schlagzeuger Lex scheinbar mehr als nur Freundschaft für Sanny empfindet. Wird sie herausfinden, für wen ihr Herz schlägt und wird ihr Herz bei der schwierigen OP, die noch bevorsteht, endlich seinen richtigen Rhythmus finden?

Gleich die ersten Klänge des Hörbuches hören sich wie Nach-zu-Hause-kommen an. Uta Dänekamp und ihre frische, freche Stimme schaffen es wieder einmal auf Anhieb, dass sich der Hörer sofort in Sanny hineinversetzen kann. Es ist schön „alte“ Bekannte wieder zu treffen und zu hören, wie die Geschichte der unterschiedlichen Freunde weiter geht. Deutlich merkt man, dass sich Sanny im Laufe des letzten Hörbuchs weiter entwickelt hat. Sie ist nicht mehr so schüchtern und auch ihr Außenseiterdasein gehört dank ihrer neuen Freunde der Vergangenheit an. Obwohl sie erst 16 ist, wirkt sie schon sehr erwachsen, vor allem in ihrem Denken. Kleinere und größere Weisheiten scheinen ihr einfach so aus dem Mund zu purzeln. Beim Hören verschwinden sie leider schnell aus den Gedanken, aber ich bin mir sicher, dass mein Buch nach dem Lesen sehr viele bunte Pagemarker an der Seite hätte um außergewöhnliche Zitate zu markieren. Es ist sehr interessant zu hören, dass die Autorin Britta Sabbag sie mit einer Leichtigkeit einbaut, sodass sie immer passend sind. Ich kann mir gut vorstellen, dass Sanny so etwas auch in Wirklichkeit sagen würde, wenn es sie denn gebe. Nix wirkt gekünstelt, alles ist echt. In manchen Momenten kommt jedoch auch noch das Kind in Sanny durch. Zum Beispiel beim Verkupplungsversuch ihrer Eltern, der ja schon zum Scheitern verurteilt ist, bevor es überhaupt so weit ist, denn wann waren solche Aktionen schon einmal erfolgreich? Doch Sanny lässt sich nicht beirren und will versuchen ihre Familie wieder zu reparieren. Diese verschiedenen Seiten von ihr machen das Hörbuch so spannend, denn der Hörer weiß nie, wie Sanny nun reagiert, ob sie sich erwachsen verhält und ihren Eltern noch was beibringen kann oder doch das Kind in ihr siegt.

Auch Greg hat es nicht einfach. Sein Traum ist zum Greifen nah: endlich einen eigenen Plattenvertrag. Doch nur für ihn allein. Wie wird er sich entscheiden? Für seinen Traum kämpfen und sich erstmal von der Band trennen oder der Band treu bleiben und das Angebot ablehnen? Es stellt sich für ihn die Frage, was wichtiger ist: Das Glück aller oder das Glück jedes einzelnen? – Ein sehr tiefgründiger Handlungsstrang, der Raum für verschiedene Interpretationen lässt und beim Hörer durchaus eine philosophische Diskussion anstößt: Gibt es in diesem Fall eine richtige Entscheidung?

Ich bin nach wie vor sehr begeistert von Britta Sabbags Schreibstil. Er ist authentisch, locker, leicht, voller Poesie und gespickt mit Weisheiten aller Art. Vor allem aber liebe ich ihre tollen Metaphern und Wortneuschöpfungen wie „Gedankenkarussellkutsche“, die ihren Schreibstil besonders machen und einen Wiedererkennungswert schaffen. Ihre Wörter und Sätze kommen direkt im Herzen an und werden so schnell nicht vergessen. Die Geschichte von Sanny und Greg hallt nach – man macht sich Gedanken über eine mögliche Fortsetzung. Was wird aus den Freunden, der Liebe, der Band?

In meinen Augen ist Britta Sabbag mit „Herzriss“ eine tolle Fortsetzung von „Stolperherz“ gelungen, die sich absolut nicht verstecken muss. Die Weiterentwicklung der Protagonisten macht einfach Spaß zu verfolgen. Das Wiedersehen mit liebgewonnen Figuren, das Entdecken neuer Facetten und die tolle Sprache. Alles ein Grund, warum ich auch „Herzriss“ gerne weiter empfehle. Wie schon der erste Band liest auch hier Uta Dänekamp wieder fantastisch. Sie gibt Sanny eine Stimme, die ins Ohr geht. Man kann „Herzriss“ ohne Probleme hören ohne „Stolperherz“ zu kennen, dennoch empfehle ich jedem die Vorgeschichte zu entdecken und zu erfahren, wie aus den Jungs und Mädels Freunde wurden. Und ich hoffe sehr, dass die Geschichte von Sanny weitergehen wird…