Rezension

Mitreißendes und humorvolles Abenteuer in einer mystischen Welt

Zane gegen die Götter, Band 1: Sturmläufer - J. C. Cervantes

Zane gegen die Götter, Band 1: Sturmläufer
von J. C. Cervantes

Bewertet mit 4.5 Sternen

Ein mitreißendes Abenteuer von der ersten Seite an, die uns geschickt in die Welt der Mayakultur eintauchen lässt. Absolut humorvoll und kurzweilig mit großem Lesevergnügen trotz einem etwas stereotypischen Grundmuster.

Dieses Buch habe ich bei Vorablesen.de mit meinen Wunschpunkten eingelöst. Auf das Buch aufmerksam geworden bin ich durch das Vorwort vom Autor Rick Riordian. Da ich auf der Suche nach einem Buch für meinen 11 jährigen Sohn bin, der die Percy Jackson Reihe als Hörbuch liebt (denn lesen ist leider nicht so sein Ding), hoffe ich vielleicht mit diesem Buch, ihn wieder mehr zum Lesen animieren zu können.

 

Coverbild

Das Cover ist für ein Jugendbuch typisch gestaltet und gefällt mir sehr gut. In dem gemalten Bild erkennt man im unteren Drittel den Jungen Zane mit seinem Stock in der Hand. Zwischen ihm und einer Gewitterwolke in Form eines Pantherkopfes schießen Blitze hin und her. In der Mitte prangt der Buchtitel in klobig gestalteten Lettern. Im oberen Drittel erkennt man ebenfalls einen katzenähnlichen Tierkopf, dessen Augen einen grün anstarren und das Maul aufgerissen ist. Eine Maya anmutende eckige Zeichnung ist über den Tierkopf gelegt.

 

Handlung

Zane Obispo lebt mit seiner Mutter in New Mexico in der Wüste, direkt an einem inaktiven Vulkan. Bei einem Abendspaziergang mit  seinem Hund Rosie stürzt ein Flugzeug in den Krater und ab dem Zeitpunkt passieren lauter merkwürdige Dinge. Das Gesicht des Bruchpiloten erinnert Zane an einen Dämon aus seinem Mayabuch. Die hübsche Brooks, die er in der Schule kennengelernt hat, ist gar nicht in der Schule bekannt und verwandelt sich vor seinen Augen in einen Falken. Und plötzlich gerät alles aus den Fugen, als Brooks ihm offenbart, dass der Todesgott Ah-Puch in einem Artefakt im Vulkan eingesperrt ist und Zane ein Teil einer mysteriösen Prophezeiung ist. 

 

Buchlayout / Haptik

Das Buch mit seinen 512 Seiten ist recht dick, zumal die Schriftgröße normal groß ist. Leider ist das für meinen lesefaulen Sohn schon ein Ausschlusskriterium, der fühlt sich dann schon gleich zu Beginn überfordert. Ansonsten ist das Buch schlicht gestaltet. Die 44 Kapitel teilen die vielen Seiten in sehr angenehme kurze Leseabschnitte auf, was wieder ein Vorteil angesichts der Dicke des Buches ist. Die Kapitel werden mit der lateinischen Kapitelnummer und dem entsprechenden Maya-Zahlzeichen eingeführt, was mir gut gefällt.

 

Idee / Plot

Jeder hat schon in der Schule die römische oder auch griechische Götterwelt durchnehmen müssen. Sie gehören zu unserer Europäischen Kultur. Umso unbekannter aber ist uns die Mayakultur, da es darüber noch so wenig Geschichten gibt. Sie ist uns fremd und das macht sie uns nur noch mystischer. Diese Welt ist viel martialischer und bildgewaltiger. Auch wenn der Plot nicht ganz neu ist: Ein Junge findet heraus, dass er Bestandteil einer Prophezeiung ist, magische Fähigkeiten nutzen kann und etwas ganz besonderes ist - spätestens jetzt werden alle Harry Potter Fans aufhorchen -  fand ich die Idee mit der Mayakultur sehr interessant und verspricht ein ein fantasievolles Abenteuer in einem Umfeld, das der westlichen Kultur noch so ungewohnt ist.

 

Emotionen / Protagonisten

Anfänglich hat Zane so den typischen Looser-Charakter. Mit einem verkürzten Bein wurde er früher in der Schule oft gemobbt und musste deswegen eine Zeit lang zu Hause unterrichtet werden. Sein einziger Freund und treue Begleiterin ist seine dreibeinige Hündin Rosie, die er als halb verhungerter Streuner in der Wüste aufgelesen hat.

 

Er rutscht ungewollt in das Abenteuer rein und anfangs geht ihm das auch gewaltig gegen den Strich. Aber als er dann Brooks kennenlernt, die zwar eine nervige kleine Besserwisserin ist, handelt er selbstlos, uneigennützig und wird immer mutiger. Er zeigt seinen Freunden sehr viel Mitgefühl und beisst sich durch die Ereignisse durch. Mir hat er sehr gut gefallen und seine bissigen Zwischenkommentare waren sehr lustig.

 

Brooks war mir anfangs etwas unnahbar. Man hat schnell gemerkt, dass sie doch einige Geheimnisse mit sich rumträgt. Es war nicht ganz klar, auf welcher Seite sie wirklich steht. Trotzdem ist sie immer für Zane da und hilft ihm durch das Abenteuer. Sie wird ihm eine sehr gute Freundin und am Schluss habe ich sie richtig ins Herz geschlossen.

 

Zanes Onkel Hondo ist zwar so ein großschnäuizger Macho, dem kein Abenteuer gefährlich genug sein kann, der aber trotzdem ziemlich tollpatschig wirkt. Besonders gemocht habe ich aber Jazz, ein Mayariese, der den jungen Abenteurern eine große Hilfe und auch so etwas wie der Ruhepol darstellt, und einfach ein witziger Charakter voller Charme ist.

 

Handlungsaufbau / Spannungsbogen

Der Einstieg ist sehr flott, und zieht den Leser auch gleich sofort in den Bann. Das ist gut, denn man möchte natürlich wissen, was da los ist, wer Brooks ist und warum sie Zane in den Geheimgang seines Vulkan lockt. Ab dem Zeitpunkt passiert ständig was und der Leser stolpert mit Zane und seinen Freunden von einem spannenden Moment in den nächsten. Es gibt kaum Verschnaufspausen und der Spannungsbogen wird stetig in die Höhe getrieben. Am Ende gibt es natürlich den aufreibenden Höhepunkt, der mit einigen Wendungen für Überraschungen sorgt! Die Handlung ist in diesem Buch abgeschlossen, aber der zweite Band steht schon in den Startlöchern.  

 

Szenerie / Setting

Natürlich funktioniert eine Geschichte um die Mayakultur und Mayagötter am besten in der Gegend, wo die Mayas früher gesiedelt haben: in Mittelamerika. Besonders mitreißend fand ich aber, dass die Autorin die Götter in die Gegenwart transportiert hat und diese zum Beispiel ganz aktuell gekleidet sind. Zane und seine Mitstreiter bleiben aber nicht in New Mexico, die Autorin nimmt uns auch mit in ganz moderne Orte wie zum Beispiel Los Angeles, aber auch in die “Alte Welt” der Mayagötter und erklärt uns so ganz nebenbei die Entstehungsgeschichte nach mayanischer Mythologie der heutigen Welt.

 

Sprache / Schreibstil

Passend für ein Jugendbuch benutzt die Autorin eine erfrischend jugendliche, freche und humorvolle aber auch sehr abwechslungsreiche Sprache. Wir erleben die Gesichte aus der Perspektive von Zane als Ich-Erzähler im Präteritum. Ich bin besonders begeistert von den vielfältigen und stimmigen Metaphern, die die Geschichte und ihre Figuren wirklich lebendig erscheinen lassen. Cervantes benutzt hin und wieder Fremdwörter, deren Bedeutung und Übersetzung sie wirklich geschickt in den Erzählstrang einflechtet. Sie lässt uns damit in die Mayakultur eintauchen und beschreibt uns die wichtigsten Götter und ein paar Legenden.