Rezension

Mittelmäßig spannender Krimi

Lenz - Michael Theurillat

Lenz
von Michael Theurillat

Bewertet mit 3 Sternen

Michael Theurillats Kriminalroman "Lenz" ist der fünfte in seiner Reihe um den Zürcher Kommissar Eschenbach. Dieser kehrt nach dreimonatiger Auszeit in die Mordkommission zurück und wird dort mit einem Fall konfrontiert, der nur auf den ersten Blick einfach erscheint. Es stellt sich heraus, dass der titelgebende Ewald Lenz, ein Freund Eschenbachs, darin involviert ist und es auch internationale politische Verwicklungen gibt.

Auch ohne Kenntnis der vorherigen Bücher der Reihe lässt sich der Roman gut lesen. Michael Theurillat streut immer wieder Beschreibungen der persönlichen Hintergründe und der Vorgeschichte von Eschenbach, seiner Sekretärin Rosa und seines Kollegen Jagmetti ein, so dass man die Charaktere etwas kennenlernt. Das ist zum Großteil interessant, nur die Geschichte von Jagmetti ufert etwas aus. Auch von Eschenbachs fotografischem Gedächtnis ist etwas sehr häufig die Rede - selbst dann, wenn es für den Fall keine Relevanz hat. Trotzdem ist Eschenbach ein sympathischer Charakter, dem man deutlich anmerkt, wie sehr in seine Auszeit aus dem Konzept gebracht hat.

Der Roman wird abwechselnd und um ein paar Tage zeitversetzt aus der Perspektive von Eschenbach und Lenz erzählt. Einerseits sorgt dies für Abwechslung, andererseits weiß der Leser immer mehr als Eschenbach, was wenig Spannung aufkommen lässt.

Überhaupt ist "Lenz" nur mittelmäßig spannend: Eschenbach stolpert eher durch den Fall, als dass er ermittelt und Ewald Lenz ist mehr eine Schachfigur. Darüber hinaus wirken das Thema des Falls und der politische Hintergrund rund um internationale Konflikte und insbesondere den Konflikt in Syrien etwas fernliegend und dick aufgetragen. Das gilt leider auch für den Nebenschauplatz zu dem Verkauf der Nobelpreismedaille von James Watson: Mit dem Fall selbst hat es wenig zu tun und es entsteht eher der Eindruck, Theurillat habe das Thema unbedingt mit verarbeiten wollen.

Insgesamt ist "Lenz" durch die Hauptfigur Eschenbach und Details zu Zürich und Umgebung zwar ein unterhaltsamer, aber kein besonders spannender Kriminalroman.