Rezension

Mittelmaß

Der Strand: Vermisst -

Der Strand: Vermisst
von Karen Sander

Bewertet mit 3 Sternen

An einem ganz normalen Nachmittag verschwindet die 19-jährige, gehörlose Lilli in Sellnitz spurlos. Sie war mit ihrer Freundin Fabienne am Strand verabredet. Der erfahrene Ermittler Tom Engelhardt hat sich nach dem Tod seiner Frau von Berlin ins ruhige Sellnitz versetzen lassen. Als alleinerziehender Vater ist er auf feste Arbeitszeiten angewiesen. Doch die rücken mit der Suche nach der Vermissten in weite Ferne. Zur Unterstützung erhält er Hilfe von der Krypotologin Marscha Krieger vom LKA.

Zu Beginn war ich von dem Roman begeistert, denn wir starten schnell mit den Ermittlungen. Dadurch entsteht erst einmal Spannung. Zudem ist es der Autorin, Karen Sander, gelungen, das Privatleben der männlichen Hauptfigur geschickt in die Handlung einfließen zu lassen.

Leider hält die Geschichte den anfänglich von meiner Seite aufgebauten Erwartungen nicht Stand. Die Ermittler sind mir zu durchsetzungsschwach. Die Bewohner des Ortes unterstützen die Polizeiarbeit nicht, sondern hintertreiben diese. Jede Person hat Geheimnisse, lügt oder boykottiert die Ermittlungen wissentlich. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich jemals einen Krimi gelesen habe, bei dem mir alle Figuren, auf die die Ermittler treffen, so unsympathisch waren.

Gefühlt gibt es während der Ermittlungen auch keine Fortschritte bei der Suche nach der Vermissten. Die Autorin fügt zwar immer wieder Ereignisse ein, die die Spannung aufrechterhalten sollen. Doch funktioniert hat dies bei mir nicht. Denn dadurch nehmen ausschließlich die Rätsel zu, Erkenntnisse werden jedoch keine erzielt. Die Spuren laufen dann auch alle ins Leere. Als Leserin erfahre ich nicht, welche Geheimnisse die Bewohner des Dorfes haben, nur dass sie welche haben. Mir fehlt da einfach die Möglichkeit, mitzurätseln. Wenn wenigstens die Ermittler Geheimnisse lüften würden, hätte ich als Leserin nicht das Gefühl, dass die Handlung auf der Stelle tritt.

Dazu kommt, dass auch der Schreibstil nicht von den Lücken in der Handlung ablenken kann. Dieser ist mir einfach zu schlicht. Er fällt durch kurze Sätze und einfaches Vokabular auf. Dadurch habe ich mich auf zwei Ebenen gelangweilt, auf der Sprach- und auf der Erzählebene.

Ob ich die weiteren Teile lesen werde, weiß ich noch nicht. Vielleicht, wenn diese mir über den Weg laufen und ich gerade Zeit und Lust auf einfache Kost habe. Gezielt danach suchen werde ich jedoch nicht.