Rezension

Mitten ins Herz

Das Maikäfermädchen - Gina Mayer

Das Maikäfermädchen
von Gina Mayer

Bewertet mit 5 Sternen

Die Geschichte geht unter die Haut, sie berührt, sie macht nachdenklich und sie ist auf ihre ganz eigene Art sehr schön. Am Ende kullerten bei mir die Tränen und ich bin einfach froh, dass ich dieses besondere Buch entdeckt habe.

Ich bin immer noch hin und weg von dem Buch, es bleibt in meinen Gedanken und es wird einen Platz in meiner ewigen Highlight Liste bekommen.

Gina Mayer hat ein brisantes Thema zum Mittelpunkt ihres Buches gemacht. Zwei Frauen bauen sich im Nachkriegsdeutschland eine „Existenz“ auf, in dem sie anderen Frauen helfen … sie beenden ungewollte Schwangerschaften.

Den Schreibstil fand ich anfangs etwas eigenwillig, ein bisschen kalt und distanziert. Aber anders kann man das Elend, den Hunger, den Schutt, die Verzweiflung gar nicht beschreiben. Dachte ich … und war froh über diese Distanz, die mir gewährt wurde.

Aber das währte nicht lange. Denn ich habe mich sehr schnell an diesen ganz speziellen Stil gewöhnt und ohne viele Worte traf mich Gina Mayer mitten ins Herz. Sie zelebriert Sprache auf eine ganz besondere Art, die sich mir im Laufe des Buches immer mehr erschlossen hat.

Sie führt mich behutsam durch das zerbombte Düsseldorf, bringt mir ihre Personen ganz langsam nah, die Hebamme Käthe, die bei jedem Abbruch ihre Zweifel hat. Ihre lebensfrohe Freundin Lilo, die trotz ihrer schwierigen und undurchschaubaren Tochter Hilde ihren Lebensmut nicht verliert. Lilos Ehemann Hambach, der nach dem Krieg nur noch ein Wrack ist und natürlich Schimanek, der das KZ überlebt hat. Sie betreten alle nach und nach die „Bühne“ dieser Geschichte und sie alle sind mir nah gekommen.

Die Geschichte entwickelt sich ganz langsam um Käthe herum, ganz behutsam, so als wollte mir die Autorin nicht zu viel auf einmal zumuten. Und sie ist so kompakt geworden und so rund. Am Ende war ich fast sprachlos, mit vielem hatte ich einfach nicht gerechnet. Ich finde es faszinierend, wenn man ohne viele Worte so viel erzählen kann. Das ist Gina Mayer perfekt gelungen.

Am Ende war ich dann froh über so viel Nähe, Käthe und Lilo waren mir so vertraut, dass ich sie am liebsten umarmt hätte. Und es ist wieder so ein Buch wie schon die Bücherdiebin, aus dem man ganz viele Sätze einfach aufschreiben möchte …

Die Geschichte geht unter die Haut, sie berührt, sie macht nachdenklich und sie ist auf ihre ganz eigene Art sehr schön. Am Ende kullerten bei mir die Tränen und ich bin einfach froh, dass ich dieses besondere Buch entdeckt habe.