Rezension

Mixtape!

13zehn - Daniel Juhr, Daniel Kohlhaas

13zehn
von Daniel Juhr Daniel Kohlhaas

Bewertet mit 5 Sternen

Etwas ganz Neues, einnehmend, bisweilen schaurig, großartig!

Diese Rezension möchte ich mit einem Zitat aus dem Buch beginnen, weil nichts besser dieses Buch beschreiben könnte!

„(...) sodass das Mixtape am Ende in sich abgeschlossen einen Sinn ergibt. Wie ein Buch aus mehreren Geschichten, die in sich abgeschlossen Sinn ergeben, aber am Ende, wenn man alle Geschichten gelesen hat, gemeinsam als Ganzes einen neuen Horizont eröffnen.“

Als ich diese Stelle im Buch las, dachte ich: Genau! Das ist es, was Daniel Kohlhaas und Daniel Juhr hier geschaffen haben. Die Welt dieser beiden Autoren besteht aus 4 voneinander unabhängigen und doch zusammen gehörigen Geschichten, in denen sie dem Leser menschliche Abgründe zeigen, in denen sie zeigen, wohin unsere eigene Psyche uns bringen kann. Gleichzeitig berichten sie z.T. über Dinge, die wirklich passierten, die nachvollziehbar bei Google zu finden sind. Dieser Umstand macht ihre Geschichten noch schauriger, die Gänsehaut noch etwas realer. In einer 5. Geschichte, die wirklich unbedingt als letztes gelesen werden sollte, finden die anderen 4 Geschichten ihre Auflösung. Fast hätte man es gedacht, fast konnte man sich alles erklären… aber eben nur fast, bis zu dieser letzten Geschichte. Die Autoren schaffen es, dass der Leser glaubt, zu erkennen wie alles zusammenhängt, nur um dann alles zu Staub zerfallen und eine neue Verbindung auferstehen zu lassen.

Kohlhaas und Juhr entführen den Leser in eine Welt, die irgendwie real und surreal gleichermaßen ist. Sie zeigen dem Leser ihre Welt durch Hinweise, aber findet der Leser diese auch? Erkennt der Leser beim Lesen die Zusammenhänge?

Als ich in der Vorankündigung der Leserunde diesen Satz las: „Mit "13zehn" definieren Daniel Kohlhaas und Daniel Juhr den Mystery-Thriller neu“ habe ich mich gefragt, ob das überhaupt geht. Ja, tut es! Sie vereinnahmen den Leser mit ihren Geschichten, sie lassen ihn nicht mehr los, sie zeigen ihm die Dunkelheit der menschlichen Seele. Das macht es so spannend, so faszinierend diese Geschichten zu lesen. Es ist nicht einfach nur das Spiel mit der menschlichen Angst, sondern die Verbindung zur Realität, die die Gänsehaut auf dem Rücken zum stetigen Begleiter werden lässt.

Der Schreibstil der beiden Autoren ist kurz, abgehackt und das Tempo dadurch hoch, fast zerrend. Manchmal konnte ich nicht so schnell lesen, wie es die Eindringlichkeit der Texte erfordert hätte. Muss man eine Geschichte unterbrechen, steckt man mit den ersten Worten direkt wieder darin. Anfangs ist diese Art zu schreiben sicherlich etwas gewöhnungsbedürftig, aber genauso wie der Leser gewillt sein sollte, sich auf diese Art des Erzählens einzulassen, muss er sich auch auf diesen Schreibstil einlassen können.

Dies ist die erste Rezension, in der ich nichts – wirklich gar nichts – aus dem Inhalt des Buches oder über die Charaktere erzählen möchte, denn jeder noch so kleine Zipfel könnte dieser eine zu viel sein, könnte zu viel verraten. Wer dieses Buch begreifen will, muss es einfach selbst lesen. Es lohnt sich in jedem Fall. Von mir gibt es deshalb eine klare Empfehlung und 5 von 5 Sternen.