Rezension

#Mockingbird#-Kat-(Katharina) und #Ich-wills-wissen#-Easy-(Isolde)

Die Geschichte von Kat und Easy -

Die Geschichte von Kat und Easy
von Susann Pásztor

Bewertet mit 4 Sternen

Beider Frauen Geschichte dröselt Susann Pásztor in zwei großen Handlungs- und Zeitsträngen auf. Die Kapitelüberschriften "Laustedt" sowie "Kreta" weisen auf das Vergangene (1972/73) sowie Gegenwärtige (fast 50 Jahre später) hin.
Im steten Wechsel wird das letzte gemeinsame Freundinnen- und Jugendjahr 1973 beleuchtet und das Wiedersehen während eines einwöchigen Urlaubs auf Kreta beschrieben. Die einstigen engen Freundinnen hatten sich plötzlich für Jahrzehnte verloren und auf dem "Mockingbird"-Blogg auf Betreiben von "Ich-wills-wissen" verabredet.
Das launige lausige *Laustedt* fasst die Sturm-und Drang-Zeit der beiden Teenagerinnen und wird atemlos im Kat`schen Ich-Präsens erzählt: Keine direkte Rede; Sprache, Sprechen und Gedanken fließen in Stimmung und Stimmungen und vielen Erlebnissen der 70er Jahre über, all diese Sehnsüchte und Sorgen Jugendlicher, insbesondere junger Mädchen.
Dagegen wird das zeitnahe *Kreta* ruhiger in der 3. Person und Vergangenheit berichtet.

Es ist die kühle und distanzierte Sicht von Kat, die sowohl die Erinnerungen prägt als auch die Annäherung von ihr und Easy auf Kreta beschreibt.
Die Korrespondenzen beider parallel dazu sind kursiv gesetzt und fein eingewoben.

Der stete Wechsel der Erzählweise der Autorin malt mir ein sehr farbenfrohes mitunter auch schrilles Bild und bringt mir die 70er Jahre zurück. Es ist aber weitaus mehr als nur Teenagersicht und -sucht. Ich erkenne in manchen Fragen und manchem Nichthinterfragen durchaus auch für mich als Schuljunge der 70er Gemeinsames wieder.
Als damals weitaus weniger pubertierender und anders sozialisierter junger Heranwachsender lese ich auch einen Zukunfts-Wunsch "Und wir werden sehr glücklich sein. (Kat) Und wir sind immer noch Freundinnen? " (Easy.) (S.41) heraus.

Ängste, Verluste, Befindlichkeiten und Sehnsüchte werden vor allem auch über die Musik der damaligen Zeit - "Child in Time", "Stair Way to Heaven" und Pink Floyds "Dark Side of the Moon" sichtbar. Der von beiden begehrte Robert wird wie der Gitarrist von KingCrimson "Fripp" genannt.

Ich sehe "Mockingbird"-Kat als sehr distanzierten und ichbezogenen Part und Pol des einstigen Freundschafts-Paares Kat&Easy. In verhaltener und kritischer Distanz zu Cliquen und Schulkamerad:innen schliesst sie nach dem tragischen Geschehen 1973 scheinbar mit "Laustedt" ab.

Die Freundschaft der beiden Mädchen erscheint für mich als eine kräftig aber nur kurz aufleuchtende Flamme. Die mittlerweile Anfangsechzigerinnen Katharina und Isolde kommen sich sehr langsam und behutsam auf Kreta auch auf digitalen Wegen näher.

Dies alles beschreibt Susann Pásztor in sehr unterschiedlichen Farbschattierungen. Ich spüre auch in längeren Passagen, wie ein Faden entrollt, sich ein Puzzle fügt, eine Zwiebel gehäutet wird und unterschiedliche Sichten der Geschichte gezeigt werden. Geheimnisse und tragische Geschehnisse ans Licht kommen. Erklärungsversuche gewagt werden, zum Ende hin eine Aussprache in Aussicht gestellt ist.

So kann ich verschmerzen, dass die männlichen Figuren eher schmückende Begleiter sind (Lothar, Bernd Rühlemann) oder als Legende und Objekt der Begierde verklärt erscheinen (Fripp).
Die rauschhaften Szenen, die mitunter überhand nehmen, und die ich so
weder auch nur annähernd bei unsresgleichen erlebt oder gehört habe, klammer ich dabei mal als Ausschmückung aus.

Die Themen Freundschaft, Verantwortung und Verlust durchweben für mich in zauberhafter Weise diesen insgesamt sprachlich schönen und funkelnden Roman.