Rezension

Moderne Cinderella-Story. Toller Auftakt!

Vicious Love - L. J. Shen

Vicious Love
von L. J. Shen

Bewertet mit 4 Sternen

Cinderella mal anders

Wie weit würdest du für die Liebe gehen? Was würdest du ertragen? Was würdest du verzeihen?

Vicious Spencer ist der absolute Bad-Boy. Er und seine Freunde bilden die legendäre Clique der "HotHoles". Auch Emilia LeBlanc, ein unschuldiges Mädchen aus dem Süden, Tochter der Dienstboten der Familie Spencer, kann sich seinem Bann nicht entziehen. Nach ungeklärten Ereignissen verlässt Emilia ihre Heimatstadt und lässt schweren Herzens ihre Familie zurück. 10 Jahre später lebt sie mit ihrer kranken Schwester in New York und schlägt sich mit zwei Jobs durchs Leben. In einem Restaurant begegnet sie ihrem alten Schwarm Vicious, der ihr ein Angebot macht, welches sie nicht ablehnen kann. Damals schwor sie sich ihn nie wieder in ihr Leben zu lassen. Wird sie diesen Schwur halten können?

Das wunderschöne Cover des Buches hat mich eigentlich auf den Roman aufmerksam gemacht. Obwohl es relativ schlicht gehalten ist, sticht die Schrift deutlich hervor. Der schwarze, samtige Rauch gibt dem Cover einen geheimnissvollen Touch, was auch ein bisschen eine Vorausdeutung auf die Storyline gibt.

Mir war die Autorin L. J. Shen bis zu diesem Roman unbekannt. Dennoch konnte sie mich mit ihrem Schreibstil vollständig überzeugen. Der flüssige und aufgelockterte Stil, der auch öfter derbe und Umgangssprache mit einbezog, lockerte die Geschichte deutlich auf und ließ die Charaktere authentischer wirken. Besonders gefallen hat mir die Idee der Autorin von der typischen Bad-Boy und Good-Girl Story abzuweichen und ein eigenes Band zwischen den Charakteren zu schaffen, was die Beiden miteinander verbindet.

Emilia LeBlanc wird als unschludiges Mädchen dargestellt, die sich zwei Jobs durchs Leben schlägt und sich aufopferungsvoll um ihre kranke Schwester kümmert. Für sie gab sie sogar ihren größten Traum auf, die Kunst. Auf der anderen Seite ist sie sehr naiv und kommt mir an manchen Stellen etwas hilflos vor. Ihr Charakter war mir von Anfang an sehr sympatisch, jedoch konnte ich mich nicht wirklich in ihre Figur und Lage hineinversetzen. Ich hatte sehr das Gefühl, dass die Charaktere doch nur oberflächlich beschrieben wurden, mir hat an einigen Stellen die Tiefe gefehlt, um mit den Figuren fühlen zu können.

Vicious ist ein sehr komplexer Charakter, was man erst im Laufe des Plots erkennt. Generell fand ich die Idee der Autorin gut, seine Vergangenheit in dieser Art und Weise darzustellen und damit auch seine jetzigen Handlungen zu erklären. Seine schmerzhafte Vergangenheit machte ihn zu dem, der er nun zehn Jahre später ist. Auf der anderen Seite muss ich ehrlich gesagt zugeben, dass mir manche Details seiner Vergangenheit too much und over the top waren, was die Story sehr unglaubwürdig wirken ließ. Dennoch wurde ich auch mit seinem Charakter nicht warm, obwohl er im Laufe der Handlung eine Wandlung zum Positiven durchmachte. Aber bei manchen Aktionen ging er mir wirklich auf die Nerven und sie waren einfach nur grausam.

Gut gefallen haben mir die Rückblicke in die Vergangenheit, wodurch man die Charaktere und ihre Beziehung zueinander besser kennengelernt hat. Sie waren auch gut in den Plot des Buches integriert und mit Situationen aus der Gegenwart verknüpft. Auch den Wechsel der Perspektive zwischen Millie und Vicious war angenehm zu lesen, da man hier die Gefühlslage beider Protagonisten kennenlernte.

Generell gab es für mich ein paar Lücken in der Handlung. Beispielsweise wurde Rosies Krankheit nur so am Rande erwähnt, obwohl sie einen großen Einfluss auf die Entscheidungen von Emilia hatte. Da hätte ich mir eine ausführlichere Erklärung gewünscht. Aber in der Fortsetzung geht es ja um Rosie und Dean, wobei ich hoffe, dann in dem Roman mehr darüber zu erfahren. Auch seltsam fand ich die Stelle als Vicious Emilia seine Vergangenheit gebeichtet hat. Es ging einfach alles gegen Ende hin sehr schnell und man hatte als Leser das Gefühl, dass die Autorin nur noch schnell fertig werden wollte. Er erzählt Millie von seiner Vergangenheit und dann stehen beide auf und die Sache ist gegessen. Das wirkte auf mich sehr unrealistisch.

FAZIT: Ein guter Auftakt einer interessanten Reihe, der zwar einige Schwächen aufweist, aber dennoch lesenswert ist und über eine typische Bad-Boy & Good-Girl Story hinausgeht.