Rezension

moderner Krimi mit Sucht-Potential

Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert - Joël Dicker

Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert
von Joël Dicker

Bewertet mit 4.5 Sternen

Wow, was für ein Buch. Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert ist auf einen Satz runtergebrochen ein moderner Krimi in dem der flapsiger von einer Schaffenskrise bedrohte Autor Markus einen fast 30 Jahre alten Mord aufklären will um seinem Freund und Mentor Harry zu helfen. In den 700 Seiten stecken Liebe, Leidenschaft, Lügen, Geheimniskrämerei, Erwachsenwerden, Mord, Missverständnisse und Profitipps zum Bücherschreiben. Und alles das passt perfekt zusammen. Wer klassische Krimis mag wird auch dieses Buch lieben. Eine ganze Stadt scheint verdächtig die 15-Jährige Nola ermordet zu haben. Unter ihnen ein weltberühmter Autor. Mit Witz und Ironie aber auch viel Gefühl entwirrt Dicker nach und nach die Geheimnisse des Städchens Aurora und seiner Bewohner. Dabei versteckt er geschickt Buch-in-Buch-in-Buch.

Neben der kunstvoll verstrickten und mit Überraschungen aufwartenden Handlung machen die Charaktere diesen Roman aus. Hier und da sind sie vielleicht ein wenig überzeichnet aber dafür umso einprägsamer. Die quirlige Nola, der grimmige Cop Gahalawood, das wunderbar streitsame Ehepaar Quinn oder der würdevolle Erfolgsautor Harry Quebert. Alle, selbst der erfolgsversessene Anwalt Roth haben einen ansprechenden Zug.

Kleiner und eigentlich einziger Kritikpunkt war, dass auf mich die Dialoge teilweise künstlich und etwas konstruiert wirkten. Markus stellt eine Frage und die Leute erzählen ihm quasi all ihre Geheimnisse. Auch als klar ist, dass ihn das Gehörte in erster Linie als Autor interessiert. Man kann nicht behaupten, dass er sich Informationen erschlichen hat. Und trotzdem sind dann alle furchtbar sauer über die Veröffentlichung. Gerade die Bewohner Auroras scheinen ziemlich wankelmütig zu sein.

Insgesamt war Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert ein Buch mit einer klasse Idee, einer tollen Geschichte, spannender Umsetzung und einem großartigem Verwirrspiel. Ich glaube der Roman eignet sich durch seine flüssige Schreibweise und die durchgehende Spannung auch perfekt für Lese-Muffel. Die über 700 Seiten lesen sich weg wie nichts. Also keine Angst vor dem Umfang und rein ins Vergnügen!