Rezension

Moderner Western mit Dämonen

Das Aufgebot - Felix A. Münter

Das Aufgebot
von Felix A. Münter

Ursprünglich veröffentlicht auf Books on Fire
https://www.booksonfire.de/2019/01/troubleshooter-das-aufgebot.html

Zitat
"Wir haben alle Scheiße erlebt. Wir müssen nur aufpassen, dass wir nicht danach stinken."  - Kapitel 12.

Meine Meinung
Bei Westernromanen denke ich eher an die Bücher, die meine Oma gerne mochte, als an ein Buch, dass erst vor weniger als zwei Jahren erschienen ist. Western funktioniert das heutzutage eigentlich überhaupt noch? Ich war skeptisch, aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt.

Und ich muss sagen, es funktioniert immer noch hervorragend. Die Urban Fantasy-/Horror-Mischung gibt dem Genre einen frischen Kick. Obwohl heutzutage jeder schon mal in Kontakt mit Western als auch mit Dämonen gekommen ist und es auch nicht das erste Mal ist, dass mit so einem Genremix gespielt wurde, fühlt es sich neu und erfrischend an.

Vermutlich liegt das Aufgehen des Konzepts auch daran, dass Felix A. Münter ein wenig mit den Vorkenntnissen des Lesers spielt. So wird jeder der vier Charaktere, die Sam rekrutiert, wie in einem Film vorgestellt. Mitten im Geschehen dessen, was er oder sie am Besten kann...wenn es nicht gerade schief geht. Gut gefällt mir auch, dass es nicht nur eine Frau im Team gibt, die das klassische Badass-Stereotyp verkörpert, sondern es zwei zwar taffe, aber zugleich auch menschliche weibliche Charaktere gibt. Des Weiteren sind die Charaktere nicht aalglatt, sondern haben Geschichten und Balast, den sie mit sich herumtragen und die ihr Handeln beeinflussen.

Mir gefiel die Idee, wie die Charaktere eingeführt wurden, zwar sehr gut, aber teilweise zogen sich für mich die Szenen etwas zu sehr. Vielleicht wäre weniger hier doch mehr gewesen. Sobald dies aber erledigt ist, kommt es endlich zum spannenden Teil und auch hier überzeugt mich Felix A. Münter mit Realismus. Die Gruppe stolpert nicht sofort ins Abenteuer, sondern muss es erstmal suchen. Hier konnte man bereits das erste Mal erkennen, wie unterschiedlich die Charaktere sind und wie gut sie sich ergänzen.

Neben Spannung und ein bisschen Grusel bietet "Das Aufgebot" aber vor allem eins: Schlagabtäusche höchster Güteklasse. Besonders Sam und Hitchcok sind eigentlich nur am Kabbeln und sich gegenseitig aufziehen. Auch der Rest der fünfköpfigen Bande teilt aus, muss aber auch ordentlich einstecken können.

Der Fluss der Geschichte gefiel mir nach den ersten Vorstellungskapiteln sehr gut. Es ging voran, nicht zu schnell und nicht zu langsam. Immer genau das richtige Maß an Spannung. Aber eine Sache störte mich doch hin und wieder. Felix A. Münter nutzt öfter attributive Beschreibungen, wie "Der Blonde" oder "Der Mexikaner". Ich kann verstehen, dass es bei einem fünfköpfigen Cast manchmal schwierig wird, besonders in Kampfszenen, die Charaktere auseinander zu halten, aber mich warf das jedes Mal etwas aus der Geschichte. Da hätte ich lieber ihre Namen oder Spitznamen gelesen anstatt die Reduzierung auf das Äußerliche, Geschlecht oder Ethnie.

Fazit
"Troubleshooter - Das Aufgebot" zeigt, dass Westernromane auch heute noch wunderbar funktionieren können. Jedoch hat für mich das Buch noch die ein oder andere Schwachstelle, trotzdem kann ich es jedem empfehlen, der im Wilden Westen auf Dämonenjagd gehen will.